Zehnzeiler

Centro Storico & das eintausenddreihundertachtzigste Gedicht

In der Altstadt von Trient

Auf Italien - ein Trinkspruch

Das Licht auf den Steinen braucht hier keine Sonne -
Ein tief im "Es war einmal ..." startweg begonne-
Nes sinnenfreudfrommes, quellsprudelndes Glück
Bewahrte sich schadlos als Gnad' des berück-
Enden, wurzelbesäufenden Auftaus Moment,
Des' Bruderblut man gleich erkennt.
Alles schmeichelt reich und haltig dir,
Löst olle Knotigkeit im schier-
En Erlebnis vom alles umarmenden Leben -
Auf das lasst uns das Glas erheben!

Landesteg & das eintausenddreihundertsechzigste Gedicht

Haukivesi Landesteg

Der DJ sagt die Sonne

Der DJ sagt, die Sonne spieg‘le sich so schön im Meer,
Die Abrüstungsabkommen gniedeln Soli vor sich her,
Fast jeder plärrt im Casual Dress den Chor von bess‘rer Zeit
Und dancet Konsens auf Depeche Mode - oh, neue Herrlichkeit!

Wie auf Befehl schießt alles Pics vom Sonnenuntergang
Und Seligkeit süßt uns‘re Hits, die zieh‘n sich endlos lang ...
Wir hüllen uns ins Badetuch - du niedlich Wesen, du!
Und fragt uns wer, wonach wir suchen, wissen wir‘s im Nu.

Wieviel Klarheit, wieviel Wahrheit lässt sich noch ertragen?
Der DJ mahnt, dies sei auch Arbeit, und posterboyt Entsagen.

Eislauf & das eintausenddreihundertneunundfünfzigste Gedicht

Saimaaseen im Winter

Wort/brüchig

Wenn die Eisschicht Dir verspricht,
Dass sie keinesfalls zerbricht,
Doch das Wort vor Ort nicht hält,
Wird‘s in Deinem Fall schnell kält-
Er.

Lag‘s an Dir und dem Gewicht?
Log das Eis Dir ins Gesicht,
Weil‘s gern eiskalt Fallen stellt?
Du wirst jedenfalls nicht ält-
Er.

Birken & das eintausenddreihundertsiebenundfünfzigste Gedicht

Birken am Saimaasee

Finnen

Ihr werdet die finnische Seele finden,
Fest umhüllt von Birkenrinden.
In der Schroffheit angenehm,
Steigt sie schüchtern,
Ungern nüchtern,
Ohne Sattel aufs Problem.

Jede Lösung schaut hier wie'n Vierkantholz aus:
Wer in das Eis einbricht, schafft's auch wieder raus.
Fast zu kauzigniedlich, um Wahrheit zu sein,
Drum reden sie selber - auf Finnisch! - sich klein.

Heimweg & das eintausenddreihundertsechsundfünfzigste Gedicht

Beim Hotel Järvisydän an den Saimaaseen

Atmung im Winter

Nichts als kalte Luft im Schädel,
Die die wärmeren Gedanken
Harsch in ihre Schranken
Weist.

Weh, darinnen friert mein Mädel,
Die als längster Wunsch von allen,
Nun bedrängt von Eiskristallen,
Langsam zur Idee vereist.

So entschwindet mir das Mädel -
Nichts als kalte Luft im Schädel.

Poro & das eintausenddreihundertfünfzigste Gedicht

Rentierhuf

Rentier

Der Rentierhuf,
Wie Gott ihn schuf,
Tupft leichtestfüßig auf.
Das Füßeln scheint sein Hauptberuf
Und schwerelos sein Lauf.

Da ließ' sich leicht
Mit Hohn solch seicht-
Er Trab als schwul beROFLn.
Doch wer, wen(n) nicht das Rentier, zeigt
Schon Coolness in Pantoffeln?

Shoppingtempel & das eintausenddreihundertfünfunddreißigste Gedicht

Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand

Gruß aus der Sänfte - getragenes Tempo -

Insgeheim kann ich schon spüren,
Wie die frühen Starallüren
Schür'n die Divenhaftigkeit.

Manch Kritik greift auch zu weit –
Es mäkelt die Verteidigung:
Majestätsbeleidigung!

Spart Euch das, ruft freudenvoll:
Ach, was reimt der Boy doch toll –

Hoch lebe er, der Klötgen Frank,
Auf seiner drögen Sänftenbank!

St. Agapitus & das eintausenddreihundertvierunddreißigste Gedicht

Statue von St. Agapitus im Dommuseum Mailand

Kinderreim (die Guten aufs Töpfchen, den Schlechten vors Köpfchen)

Im ganzen Land
Ist wohlbekannt:
Das Kind, das seine Eltern schlägt,
Das kriegt die Hände abgesägt.
Und fängt es dann zu schimpfen an,
Ist gleich hernach die Zunge dran!

Doch wenn ein Kind sich gut beträgt,
Wird's auch von keinem angesägt
Und ist bei jedermann beliebt.

Wie schön, wenn's art'ge Kinder gibt!

Futurium & das eintausenddreihundertsechsundzwanzigste Gedicht

Das Futurium in Berlin

Als hätte der Herrgott

Schau, mein Schätzchen, merkste, gell:
Heute wird es nicht mehr hell!?
Ein mordend Himmel, drückend gräulich,
Als hätte morgens ohne Scheu sich
Der Herrgott mit dreckigem Arsch auf den Horizont gesetzt
Und ihn schmierig geformt zu dem stickigen Jetzt,
Das sich hoffnungstaub als neuer Tag präsentiert
Und den Schmerz in uns nagt, dass auch nichts mehr passiert.
Später fällt nur noch mehr Regen.

Der Tag hat begonnen und weiß nicht weswegen.

Ihmeufer & das eintausendzweihundertsechsundachtzigste Gedicht

Ihmezentrum und Drei warme Brüder in Hannover

Alte Meister

Ich will stille Andacht halten
Vor dem Meistertum der Alten
Meister,
Wispernd: "Darum heißt'Er
So!?".
Meist perlt Meisterschaftsniveau
Von Personen, die mehr schaffen
Als die meisten andern Affen.

Und Schöpfung, die die Welt begeistert,
Viele weit're Leben meistert.

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