Zehnzeiler

Langmut & das fünfhundertsechsundvierzigste Gedicht

Der Langmütige und der Scheißtag

Dieser Tag verhält sich übel
Und leert seine Abfallkübel
Über deinem Langmut aus

Ihm gefällt es, dich zu schwächen
Deine Stelzen zu zerbrechen
Mit der Ahnung eines GAUs

Trotzdem denkst du unverwandt
Alles läg in deiner Hand

Du verdammst nicht mal 'nen Tag
Wie ihn wirklich niemand mag

Nachtschattengewächse & das fünfhundertzweiunddreißigste Gedicht

Saatkrähe an der Isar

Die im Dunkeln

Düsternis an hellen Tagen
Mahnt euch, nicht zu viel zu wagen
Warnt vor nahendem Versagen
Lasten, die alsbald zu tragen ...

Mein Gemüt beizt längst der Saft
Einer düstern' Brüderschaft
Den berauscht schon volle Kraft
Wenn man kurz die Rollos rafft

So sind aufs Dunkeln dieser Welt
Die Unken besser eingestellt

Großbrand Schwabing & das fünfhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Nach der Evakuierung: Blick vor die Wohnungstür

Eine Woche später: Man riecht es noch, man sieht es nebenan und glaubt immer noch kaum, wie knapp man daran vorbeigeschrammt ist.

Der Glimpfling

Wie prall, wie hilflos eingepfercht
Steckt in tumber Zentralgewalt patschig dein Leben!
Und alles, was von irgend Wert
Trennt nur noch ein Schrittchen vom "Hat's mal gegeben -
Ist längstens gewesen!"

Wie willst du das lesen:
Als Ende oder Neuanfang?
Von solchem Punkt geht's nirgends lang ...!

Doch das Schicksal verwöhnt dich mit Strickleitertricks -
Und so gähne denn weiter vorm Rachen zum Nix!

Nebenkanäle & das fünfhundertsechsundzwanzigste Gedicht

Venedig Kanäle

Venedig

Dieser trubelversandende Abzweig führt
Als einer wie andre zum Anschein vom Fernab
Maskiert als ein Fleck, der galant unberührt
Hier wechselt die Strömung nach "wie ich's grad gern hab!"

Schon ist der Kanal nur noch Spiel mit der Ruhe
Und schwappt so gelinde zum Klappern der Schuhe

Man irrt wie auf Ansage durch diese Gassen
Die wirken wie gleichsam verirrt in die Stadt
Gespurt über solch atmosphärende Trassen
Ist man vielleicht skeptisch, doch sicher nicht satt!

Berlinale & das fünfhundertsechzehnte Gedicht

Berlinale 2017, Potsdamer Platz Arkaden

Der Start in in dritte Woche nach Re-Aktivierung dieses Blogs. Wie versprochen, soll es 2017 fünf Gedichte pro Woche geben. Eigentlich an jedem Werktag. Aber manchmal bin ich als mobiler Offliner etwas spät dran ... Geduld - am Ende werden es spätestens zum Sonntag fünf Gedichte sein!

Bärenhunger

Ein paar Tage vor dem Fasten
Hasten all die Cineasten
Nach Berlin - zur Berlinale
Und verteilen zum Finale
Fast erlegt - das Fell der Bären
Unter den'n, die fällig wären

Den'n hingegen nichts verlieh'n
Die da hungern statt zu fasten -
Sie dreh'n sich nochmal gen Berlin
So wie fast alle Cineasten

Nullbalkenparadies & das vierhundertsiebenundneunzigste Gedicht

Rincon Playa

Null Balken Ewigkeit

Das meiste der Welt findet hier gar nicht statt
Ich bekomm' hier noch nicht mal 'n Handysignal
Und doch gibt's hier Arten und Daseinsdruck satt
Erscheint ob der Vielfalt so vieles egal

Bald werd' ich mich wieder bei Facebook einloggen
Mir für einen Link-Wink die Seele ausbloggen
Als hätt' ich es nicht hier - fast schwelgend - genossen
Den Wellen zu lauschen
Dem schäumenden Rauschen
Im Off von den Strömen der Daten umflossen

Poor Man's Paradise Garten & das vierhundertzweiundneunzigste Gedicht

Tukan in der Drake Bay

Die Röstung

Der hässliche Kaffee kann sehr hässlich sein
Doch schmeckt er auch grässlich - er muss in mich rein!
Das bin ich den Bohnen
Die tief in ihm wohnen
Gereift und geröstet, doch mindestens schuldig
Man kann sich gewöhnen
Ans Schluck-um-Schluck-Stöhnen
Die tropische Bergwelt gebahr ihn geduldig!

Protestiert auch der Gaumen und der Magen sagt: "Nee!"
Er bleibt als Vermutung noch immer: Kaffee

Osa & das vierhundertachtundachtzigste Gedicht

Rincon Playa

Zurück am Entstehungsort meines Gedichts "Hinten im Korn" - elf Jahre später.

Der Wege wegen

Wenn ich 'nen Pfad hark'
Dann tu ich's im Park
Denn draußen vom Park
Steht kein Harkzeug parat
Was auch weiter nicht schad'
Weil dort gibt's auch kein' Pfad
Denn wenn ich 'nen Pfad hark'
Dann tu ich's im Park

(Es braucht ja gar kein Argument -
Man tut nur das, was man auch kennt)

Pazifik & das vierhundertdreiundachtzigste Gedicht

Küste bei Quepos

Der Überflüssige

Ich hab mich mit einigen Wassern gewaschen
Verkühlt an dem Inhalt von mancherlei Flaschen
Bin stetig in innere Bäder versunken
Ein guter Freund lobt: "Der ist ständig betrunken!"

Wie schmal auch der Flaschenhals - ich ließ es fließen
Den Strom meines Reibachs in Gläser ergießen

Dir, Wirt, jedenfalls blieb ich niemals was schuldig
Drum bleib auch im Überdruss etwas geduldig!

Wir kriegen das gewisslich hin
Wenn ich erst wieder flüssig bin!

Spinne, bunt & das vierhundertsechsundsiebzigste Gedicht

Wem man so beim Spaziergang begegnet. Auf vielfachem Wunsch: ein Spinnengedicht! Was man nicht sieht: Im Netz hing ein wunderschöner, halb verwitterter Morphofalter.

Die binomischen Formeln der Insektenphobie

Spinnen drinnen?
Braucht man Mut!
Spinnen draußen?
Auch nicht gut ...!
Und in Spinnen innendrin?
Klingt nicht grad nach Hauptgewinn!

Gut? ... da alle einig grienen
Widmen wir uns nun den Bienen:
Bienen drinnen?
Etc. etc.

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