Achtzeiler

Burghausen & das neunhundertzwölfte Gedicht

Burghauen weltlängste Burg

Auf Burgbesuch

Jenes stur bewahrte Früher war dereinst ja auch ein Jetzt
Um's "Schaffe ich's in diese Burg rein?" hat man sich mal arg gefetzt

Dementsprechend eingemauert
Wurden Zeiten überdauert
Zwar trutzt die Feste immer noch
Doch killt die Distinktion ein Loch

Und alles Für- und Wieder-Erwägen über das Riskier'n von Qualen
Reduziert sich zu der Frage: "Willst du so viel Eintritt zahlen?"

Französischer Garten & das neunhundertsechste Gedicht

Celle, Französischer Garten

Der Übrigen Weg

Und fragt dich - vor einen Spiegel gestellt
Wolltest du nicht etwas mehr von der Welt?

Naja, egal - es hat das Leben
Schon frühzeitig dich aufgegeben
Der übrigen Bewerber wegen
(hat nicht nur an dir gelegen!)

Doch eh du uns vor Neid erblasst
Genieß, dass du schon Freizeit hast!

Stechbahn & das neunhundertfünfte Gedicht

Stechbahn, Celle Altstadt

Gedanken eines Bestadters

Und wieder grüßt mich eine Altstadt
Fachwerkstättisch lebensfroh
Derweil nur der Begrüßte altert
Auf rasantestem Niveau

Und jede Balkenschnitzerei hat's
Fast immer schon gegeben
Nur im Außervor wird abgekratzt
Die Stadt wird's überleben

Passform & das neunhundertzweite Gedicht

Neu? Steht dir!

Die Deckenbeleuchtung der Shoppingauslagen
Wrang possierlich ein Lächeln aus deinem Gesicht

Wie lang schikanierte dich Outfit-Verzagen?
Nun erlöst dich die Zärtlichkeit textiler Schicht

Und rundum erneuert begrüßt dich dein Leben
Mit Engelsfanfarentriumphmärschebeben

Die Passform schmiegt siegreich sich um deine Lenden

Oh, alles - ja, alles - wird sich nun wenden!

Subkontinentdefintion & das achthunderteinundneunzigste Gedicht

Brennerpass

Am Brenner (Inkontinent & Subkontinent

Beim Brenner ist 'nem strengen Trenner
Sicher Dorn im Auge
Dass als Blankoreisepass
Er für alle tauge

Denn mit der verpassten Trennung verbrennt
Er glatt alle Chancen
Und Italiens Avancen
Zur Anerkennung als Subkontinent

44 Suchwurmspitze & das achthundertneunundachtzigste Gedicht

Chorgestühl im Ulmer Dom

Den kommenden Veteranen

Das Siegreiche darf sich schon wieder verpissen
Zur Notiz noch die Anzahl der Leichen
Im Gilb ihrer Kopfhäute glitzern die Nissen
Bevor sie dann gleichsam erbleichen

Von einem Twen wird der bereits welke Triumph
Zu den alten Geschichten geschrieben
Der Jugend ist hierfür kein Griffel zu stumpf
Und sie drängt uns, sie dafür zu lieben

30 Blauschockfolgen & das achthundertfünfundsiebzigste Gedicht

Nachthimmel am Isaruferweg

Erfolg

Nun, der Angriff erfolgte
Und Ergriffenheit wolkte
Über jene Zielobjekte
Denen jetzt der Projektile
Inhalt tief im Kopfe steckte
Als Frucht der Hülsen, derer viele
Kullerten vom Trottoir

Bis dass Totenstille war

29 Volksgangbekleidung & das achthundertvierundsiebzigste Gedicht

Isaruferweg

Deine Stimme

Allein des Klangs deiner Stimme wegen
Mag ich Überflüssiges hören
Selbst Lügen erstrahlen im stimmigen Segen
Und keine Beleidigung kann mich empören
Denn du, du kannst mir gern alles erzählen

Was soll ich durch lahme Gespräche mich quälen
Aus Worten, die stören und unnütz erregen?

Ich möchte zu allem dich einstimmig wählen!

28 Lichtpflichtstunden & das achthundertdreiundsiebzigste Gedicht

Alter Nordfriedhof

Endlosgedicht (für lautsensible Kinder)

Das Signal meint: Sag nie Nil
Dann krieg i a Krokodil
Oder ein Ei von der Dohle
Keiner leiht Jodokus Kohle
Zweierlei Protestgeschrei:
Mann, wann wird der Lokus frei?
Es hotzt und plotzt auf dem Kanal
Plötzlich hört man ein Signal:

27 Männerkunde & das achthundertzweiundsiebzigste Gedicht

Ruhpolding Ausblick

Unverzeihliches

Das Unverzeihliche bleibt in der Welt
Wie ein passloses Alpenmassiv
Für mögliche Freisprüche zu sehr entstellt
Zu maßlos, zu schmerzhaft, zu tief

Doch möchte die Welt nicht nur fassungslos flennen
Lässt allerlei Münder Begründungen nennen
Nach denen man scheinheilig dann nur bemisst
Dass etwas unverzeihlich ist

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