Achtzeiler

Fremdartig & das eintausendsiebenhundertzweiundvierzigste Gedicht

Gartenidyll am Loisach-Kanal

Zum Ergründen von Schatten

Ein Schatten ist Teil der sozialen Person,
Der sich nachts von dir löst, um den Traum zu erkunden,
Nach dem Tod sich erhellt zum verbleibenden Klon -
Nur die Achtsamkeit schützt ihn vor Wunden!

Quintessenz:
Soll die Integration in der Fremde gelingen,
Beachte die Extremitäten -
Um über den eigenen Schatten zu springen,
Ohne auf andre zu treten!

Eizenberger Weiher & das eintausendsiebenhunderteinundvierzigste Gedicht

Alter Steg am Eizenberger Weiher / Alter Weiher

Es war in Schöneberg

... im Monat Mai:
Und wieder spielt Musike,
Und wieder ist es Mai.
Oh Schöneberg, oh Schöneberg,
Du sagst zu uns: Wir zwei.

... im Monat Juni:
Du immer noch so schnieke,
Dein Partner schwärmt: "Ja mei."
Oh Schöneberg, oh Schöneberg,
Ob ich Dir je verzeih'?

Balkonerwachen & das eintausendsiebenhundertneununddreißigste Gedicht

Ranunkeln und Vergissmeinnicht blühen auf

Zeitenwendeleien

Plötzlich stand die Veränderung drohend im Raum,
So als müsst man in Panik geraten.
Nur dich als Betroffene rührte es kaum
Und du sagtest: Da kann man nur warten.

Denn wie viel von dem Umbruch bei Eintritt verglüht -
Das betrachtet man besser von Rändern.
Und wenn im Jahr drauf alles wiedererblüht -
Meist verspürt's wenig Zwang sich zu ändern.

Anderlmühle & das eintausendsiebenhundertneunundzwanzigste Gedicht

Kunst im Hof der Anderlmühle bei Valley

Zur Reziprozität der Beobachtung

Ob der Beobachter B‘s wohl beachtet,
Dass sein A-sein dies Dasein betrachtet,
Derweil der Betrachtete realisiert,
Dass er grad beträchtlich beobachtet wird
Und sogleich ein Beobachtenderteter ist,
Den der Betrachtetetende deutend vermisst?
Bis er alles mit einrechnend letztlich beschreibt,
Was vom Beobachtetedentendenteten objektiv bleibt.

Valley & das eintausendsiebenhundertsechsundzwanzigste Gedicht

Im Uferwald auf der Mangfallwanderung nach Valley

Schweinsamkeit

Kaum sitz ich an der Flüsse Ufer,
Kaut neben mir ein Rüsselhufer.

Wenn ich weiter ins Gebüsch dring',
Grunzt bereits der nächste Frischling,
Grüßen auch die Namensgeber:
Mutter Sau und Vater Eber.

Armer Hund, bist nie alleine!
Grund: Im Wald hat‘s reichlich Schweine.

Baden im April & das eintausendsiebenhundertzweiundzwanzigste Gedicht

An der Badestelle Mittersee

Verwintert

Wieder steh / ich am See
Und betrachte, wie der Schnee-
Derwisch ohne Widerstand
Biederweiß bewischt das Land.

Wenn ich wenig See auch seh,
Widersteh ich nie der Seh-
Nsucht nach einem Bad im See.

Immer wieder, wie der Schnee.

Mittersee & das eintausendsiebenhunderteinundzwanzigste Gedicht

Zugefrorenes Ufer vom Mittersee bei Ruhpolding

Wassermarsch

Es wird in deinem kurzen Leben
Noch so viel Niederlagen geben,
Dass es unstatthaft wär, so um diese zu trauern.

Dass wir schon früh in Pfützen traten,
Nützt uns allmählich beim Durchwaten
Von zur Sintflut sich zähflüssig sammelnden Schauern.

Trotz erlittener Schritte verbleibt dein Weg lang,
Doch stützt bald der Pegel des Wassers den Gang.

Museum 5 Kontinente & das eintausendsiebenhundertachte Gedicht

Myanmar-Abteilung im Museum Fünf Kontinente

Protest

Ich biete heut die Bettelschale
Umgedreht dir dar -
Dies nimm fortan zum Warnsignale,
Dass ich nicht mit Gna-
De deinen Grund der Schuld abzahle,
Tat's vordem ich zwar -

Jetzt bleibt der Almosendienst dir verwehrt,
Ich bleibe mittellos, du bist entehrt.

Das Lichtbild 1931 & das eintausendsiebenhundertsiebte Gedicht

Ausstellung Welt im Umbruch im Stadtmuseum München

Rübermachen

Hier im Hotel am Oderstrand –
Ein Ufer fern vom andren Land –
Erreichte mich nächtens, derweil ich noch schlief,
'ne SMS-Info zum Auslandstarif.

Als reichte meines Schlafes Weite
Herüber auf die andre Seite ...

(Was andrerseits für einen Traum
Ein maßvoller Gewinn an Raum)

Herrnköpfler Krähen & das eintausendsiebenhundertdritte Gedicht

Krähen auf dem Wanderweg zur Bauernrast

Zu Lückenbüßermühen

Komm, wir arbeiten heut an der Lücke,
Die später wir hier hinterlassen!
Und wir kappen die Pfeiler der Brücke,
Wir leeren des Fährmeisters Kassen!

Wo wir einmal war'n, muss man Horizont seh'n
Als ein Suchbild bedrückender Leere,
Vor dem dann die ratlosen Nachrücker steh'n
In Lückenbeflickungsmisere.

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