Sechszeiler

Wilmersdorf & das sechshunderteinundfünfzigste Gedicht

Wahlkampf Willmersdorf

Die Faibles von Berlin

Westbalin is J.F.K., schnodderige Hetze
Ostberlin – si asser way – chillt sich schick im Jetze
Mitte ruft: Mir sind doch eens!
Mit verschämten Schwäbeln

So ham alle drei Berlins
Jedes seene Faiblen

India Gate & das sechshundertzweiundvierzigste Gedicht

India Gate in Delhi

Der Globetrott

Gerade schmiegst du dich in dieses Ahnen hinein
In der anderen Welt fast ein Andrer zu sein
Da geht es mit einem Ruck wieder nach Hause
Und nach der bei Fernreisen üblichen Pause
Wirst abermals du hier zum ersten Mal sein

Dieses andere Wissen, es sickert nicht ein

Chowpatty Beach & das sechshundertvierzigste Gedicht

Chowpatty Beach

Good news!

Der Geheimtipp

Mein Buch ist fertig
Und ernährt mich
Nicht mal einen Augenblick

Das ist - ganz knapp - nicht
Nur die Absicht
Sondern insgeheimer Chic

Dosa & das sechshundertfünfunddreißigste Gedicht

Tauben vorm Taj Mahal Palace

Die Sehnsucht der Papillen

All die Namen vom köstlichen indischen Essen
Hab ich, kaum verdaut, auch schon wieder vergessen
Und was dann daheim so im Magen verschwand
Serviert von manch Indien-Kostümrestaurant
Verriet nur - als Fazit von diesem Gedicht:
So zumindest hieß es nicht!

Hungrige Tiger & das sechshundertvierunddreißigste Gedicht

Im Golf von Bengalen

Tigerstaaten

Im Schatten einer neuen Welt
Die faktisch wie taktisch sich klüger aufstellt
Schleicht sich katzengleich tödlicher Unbestand an

Und er betet sein wissendes "Wir irgendwann!"

Schon stürmt es durch die Zeichen, es
Türmt sich Unverzeihliches
Unser Jetzt knibbelt längst am Vergangenem rum

Und das Netz der Geschmähten bewirbt sich gern um:

Das Königreich der Kleinigkeiten
Inklusive der in ihnen brütenden Weiten

Saubere Elephantas & das sechshundertdreiunddreißigste Gedicht

Elephanta Mumbai

Machbares Ziel

Weil Hinterlassenschaften
An Schaft und Hintern haften
Muss ich mich öfter kratzen

Drum will die Stinkebatzen
Ich irgendwann entfernen

Doch das muss ich erst lernen

Pullach & das sechshundertzwanzigste Gedicht

Maria in Pullach

6:20 Uhr, nach Öffnen des Fensters

Klammheimlich regt die Straße sich wieder
grummelt halbverreckt dumpf erste Tramfahrtenlieder
Mählich tastet heran früher Autoverkehr

Irgendwer in der Schlucht brüllt sein gestriges Mäulig
Der Rückfall ins Kissen, mein Gaumen schmeckt fäulig

Noch immer voll, noch immer leer

Heimatbuch & das sechshundertsiebzehnte Gedicht

Heimatbuch Ruhrgebiet

Vom Trotten

Ein Trottel trottet durch den Pott
hüpft über Schotter, über Schrott
Der Pütt kaputt, nur tote Schlote

Die hier mal war'n, warn'n nun Verbote:

Betreten sei nicht mehr erlaubt

Betreten schweigt er, trottberaubt

Düker & das sechshundertsechzehnte Gedicht

Düker am Marienklausensteg

Am Rückzug

Walze, Walze, falze mich
Gestalte gewaltsam mein haltloses Ich
Hilf mir, den sperrigen Unrat an Schmerzen
Aus meinem Schicksal auszumerzen

Ich möchte glatt geschliffen sein
Denn was ich hoffte, trifft nicht ein ...

Meerinnerungen & das fünfhundertfünfundneunzigste Gedicht

Ile aux Cerfs

Gezeitenlob vor Beizeitenerklärung

Das Meer, das Meer
macht echt was her
schon wegen die Gezeiten

(und gern erklär
ich's etwas näh'r
irgendwann/beizeiten)

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