Künstlerhaus München & das eintausendachthundertdritte Gedicht

Bühne und Saal des Künstlerhauses München

Sehschwäche

Täglich öffnete ich meine Augen
Als Chance, das Leben zu seh'n,
Die Sachverhaltflut aufzusaugen,
Um nie wieder misszuversteh'n.
Mir schien keine Sättigung möglich zu sein
Und was mir begegnete, maß ich mir ein.
Erst später entdeckte ich Streit.

Heute kürze ich mir die Rationen
Und wünsche, dass Skepsis mich führt,
Betrete vertretbare Zonen,
So wie's meiner Reife gebührt.
Und jedesmal zieht es die Stirne mir kraus,
Verlasse ich ohne mein Wohnrecht das Haus.
Kein Tag geht vorbei ohne Neid.