Warschauer Himmel & das eintausendeinhundertzweiundvierzigste Gedicht

Warschauer Straße S-Bahnhof

Dem Äther

Radi - Radi - Radio,
Ich drehe am Rad deiner Sendersuche
Und flüchte mich ins Irgendwo,
Getrieben vom seiernden Deutschpop-Eunuche.
Wissend:
In dem Gerausche der Ultrakurzwellen
Gibt's die momentelang richtigen Stellen,
Die wandernd der lot-rote Strich für mich findet
Und Gerättreue kurz an Bestätigung bindet.
Erinnernd:
Die matt hinterleuchteten Stadtnamenskalen
Im Musiktruh'n entströmenden Röhrengeruch,
Die 'nem Dreiersprung folgenden Megaherzzahlen
Am Radiorecorder nebst Bandsalatfluch.
Mixtape-alert auf der Suche nach Stil
Stieß ich tiefnächtens aufs Herz von John Peel,
Gab ihm die Lizenz, mir die Nächte zu stehlen
Mit krudem Kram aus noch verdecktem Gefallen -
Den würde mir Spotify niemals empfehlen!
In solch Algorithmen riecht alles nach allen.
Verklärend:
Auf Grundig und Blaupunkt brach ich dereinst auf
Zu landen an Stränden von neuen Instanzen.
Von Sony und Sharp nahm ich Flotten in Kauf,
Als Worte und Klänge mich lehrten zu tanzen.
Abwehrend:
Du maulst gekränkt, hier fehle die
Probierkraft der Community -
Der autarkische Schwarm sei der Held vom Gedichte!
Das ist vielleicht nicht grundverkehrt,
Mir bleibt's ein Reichtum ohne Wert -
Das wird später deine, nie meine Geschichte.