Wotrow & das zweitausendzweihundertneunundneunzigste Gedicht

Sportplatz und Kirche von Wotrow/Ostro in der Oberlausitz, Kernsiedlungsgebiet der Sorben

Vitamin A

Vielleicht wird morgen gold'ner Reis
Den Rest der Welt ernähren.
Es sollt' das, was man heute weiß,
Nicht ewig geltend währen.

Man mag Wortegrößen wie Leben nicht sagen -
Doch gibt es auch Jene, die eben das wagen.

Und was noch heut erscheint als groß,
Ist morgen schon bedeutungslos.

Schlossmühle & das zweitausendzweihundertachtundneunzigste Gedicht

Im ersten Stock der denkmalgeschützten Schlossmühle von Lauchhamer, ehemals Mückenberg

Rüden haben kurze Beine

Zwischen Dobermännerbeinen,
Die ganz oben sich vereinen
In giganter Körpermasse,
Magst du zwar sehr klein erscheinen -
Wie von weit entfernter Rasse.
Doch du weißt ob deiner Klasse,
Fleckst umher mit Niedlichkeiten,
Die putzmunter unterschreiten
Limits, die ein Reißzahn setzt.
Grobe Dobermännlichkeiten
(Bild des Hundseins bis zuletzt) -
Nun ist's Putzigkeit, die fetzt!

Alle Rechte bei Susanne Digel, die das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 gekauft hat.

Isarente & das zweitausendzweihundertsiebenundneunzigste Gedicht

Ente am Isarufer bei Oberföhring

Intro zu "Hier ruht unsre viel zu früh von uns geschiedene Dorothee-Cosima"

Weitere Teile des Großgedichts: Der Anblick, Die Ansprache, Die Anmaßung

Dass ich nach einem müden Leben
Nun hier vor Ihrem Grabstein steh -
Oh, Cosima! Oh, Dorothee! -
Lost mich zu den Gewinnern.
Doch lost bin ich im Innern, ja -
Oh, Dorothee! Oh, Cosima! -
Verdammt mich zu erinnern,
Dass einstmals sich Götter und Engel erbarmten,
Mich einzugruppier'n mit der Doppelbenamten -
Die Begegnung mit Dorothee-Cosima
Kam meiner Einfalt Segnung nah!

Isarlibelle & das zweitausendzweihundertsechsundneunzigste Gedicht

Libelle am Isarufer bei Oberföhring

AG Hochzeit, versilbert

Dem, der über den Rücken blickt,
Bedrückt oft, dass das Ührchen tickt -
Ihr deklamiert aus toller Brust:
"Das Wandeln ist des Knüllers Lust!"
Und steht Modell für'n Bronzeguss
Vom "Ende nicht in Sicht!"-Entschluss,

Pflegt silberne Haare für goldene Jahre -
Was euch eure Hochzeit als Bestzeit bewahre!
Denn Heirat und -tat heißt: Man entspannt sich
Und sagt Ja zum Jahr als das Paar Fünfundzwanzig!

Alle Rechte bei C. von Schelling, die das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 - eigentlich für den 8. Juni, pardon! - von mir für A & G gekauft hat.

Paketposthalle & das zweitausendzweihundertfünfundneunzigste Gedicht

Die ehemalige Paketposthalle nordöstlich der Friedenheimer Brücke

Die Ansprache (Etappe 2: Unausgesprochenes)

Teil des Großgedichts "Hier ruht unsre viel zu früh von uns geschiedene Dorothee-Cosima")

Ein Balsam von Wörtern ergießt sich in Worte
Und hinter uns schließt sich Elysiums Pforte.
Oh, könnte ich sie bloß versteh'n -
Oh, Cosima! Oh, Dorotheen!
Jedoch die Wucht der Sehnsucht raubt
Mir alle Sprache aus dem Haupt -
Und den Versuch, sich auszutauschen
Umwuchert rasch ein Sinnesrauschen.

Jener warme Wind Ihrer Wortproduktion
Ist All wie -gegenwärtig -
Er strahlt auf mich Vasallenlohn -,
Dies Adressat-Sein ehrt mich!

Doch nun, da Ihr mich angesprochen,
Hab' ich doch nicht grundlos hier Lunte gerochen?!
Schon kann mein Begehr'n alten Träumen nicht gleichen -
Vordem Unerreichbares will nicht mehr reichen!
Der Traum muss Exzess sein – er koste, was wolle!

Im steten Erheben beim Streben nach mehr
Entreißt's alle Rösslein vom Zaum der Kontrolle -
Was stillt ihren Willen und wo nehm' ich's her?!
Ermächtigt sich Unflat des weit'ren Betragens? -
Das ist im Behagen die Frage des Fragens!

Die Räudigkeit solcher Gedanken bereuend,
Doch weitere Hürden und Schranken nicht scheuend,
Kann ich nach Geneigtheit verheißenden Zeichen
Nicht unversuchend von Euch weichen!

Will nicht ein schaurig-schwüler Duft
Grad Eurem Kleid entsteigen?!
Ist's nicht, dass süß das Schößlein ruft,
In Blöße sich zu zeigen?!

Vielleicht lenkt mich ein Missversteh'n -
Ganz sicher ist's mir anzuseh'n,
Oh, Cosima! Oh, Dorotheen!
Der Bindestrich entwindet sich
Und nennt sich fortan Trennungsstrich.
Er bricht unser Gesprächlein ab,
Stößt jäh mich Elenden ins Grab!

Zwei edlen Namen galt mein Sehnen -
Und jeder wähnt mich abzulehnen!
So endet alles offenbar,
Oh, Dorothee! Oh, Cosima!
Ein Mehr an Verkehr werdet Ihr mir nicht schenken -
So bleibt nur, dies selbst mir zusammenzudenken!

Neubeginn & das zweitausendzweihundertvierundneunzigste Gedicht

Wasserhühnchennachwuchs am Schliersee

Der Anblick (Etappe 1: Vorherzusehendes)

Teil des Großgedichts "Hier ruht unsre viel zu früh von uns geschiedene Dorothee-Cosima"

Ein duftiger Anblick ist ihre Haut,
So sondergleich und eben,
So bis zum Anschlag aufgefraut -
Mein Herzschlag naht dem Beben!

Es tuscht die Wangen rosigrot,
Wenn unsre Blicke kreuzen -
Welch Abgrund und welch tosend' Not,
Wie's ruft aus feuchten Käuzen,
Die aus dem Tagschlaf wachgerupft
Schreckgroßäugig urplötzen!
Karnickelig mein Herz durchhupft
Der Drang, sich zu ergötzen.

Oh, Dorothee! Oh, Cosima!
So fröstelndmollig unnahbar
Nehm' ich Euch ungebeten wahr
Und Ihr mich in Gewahrsam,
Wo ich gefährlich wehrlos bin -
So hin und weg, so weg und hin,
So reich beschenkt wie sparsam.

Wie wird mir nur? Wie an der Schnur
Verrinnt mein Sein zu Körper pur -
Absonderlich wie sonderbar,
Oh, Dorothee - oh, Cosima!
Ihr Doppelnamenbindestrich
Macht folgsam zum Gesinde mich ...

Mit Euch verbindlich anzubandeln?
Trotz der Ehrfurcht vorm sperrigen Namensgeflecht?
Welch Anmaßungsgrad würd' solch' Plane gerecht -
Müsst nicht die Welt sich wandeln?

Doch dies' Spürchen an Hoffnung zieht mich in den Bann -
Dann schürzt sie die Lippen und, Gott!, spricht mich an!

Wasmeierrinder & das zweitausendzweihundertdreiundneunzigste Gedicht

Weide vom Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee

Auf der Reise nach Jerusalem

Man kann feinste Düfte veräußern
An recht schlechtaussehende Leute,
Auf dass dann die Boys oder Girls ehr'n
Die Profanierung der Häute.

Wir säen gemischte Gefühle
Mit Eindeutigkeiten als Bürgen,
Erhöh'n statt der Anzahl der Stühle
Den Drang, sich dazwischenzuwürgen.

Dann triezt man die Einparfümierten:
"Verzeihung, ihr könnt ja wohl zählen!?"
Und kurz winkt ein Ruch Angeschmierten,
Beim nächsten Mal anders zu wählen.

Geitau & das zweitausendzweihundertzweiundneunzigste Gedicht

Auf dem Weg nach Geitau

Verlässlich

Zwar hab ich erst grad dir zum Abschied gewunken, -
Doch du weißt, ich bin immer noch dort.
Scheint auch unsre Welt in die Tiefe gesunken, -
Uns bleibt ein verlässlicher Ort.

Lothstraße & das zweitausendzweihunderteinundneunzigste Gedicht

Ikonische Häuserreihe in der Lothstraße in der Maxvorstadt

Skeptiker's Diary

Weil ich Dinge nicht will, die wohl möglich sein könnten,
Steh ich mancher Bewegung im Weg.

Doch im Sumpf triumpht das, was wir anderen gönnten,
Als still uns erwartender Steg.

Sieben & das zweitausendzweihundertneunzigste Gedicht

Gebäude Nr. 7 vom Olympischen Dorf

Der Blick auf die Monatsbestenliste

Der Sommer im Juni ist luftig und frisch
Wie'n neubezog'nes Bett,
Vom Licht gespreizt legt er sich auf meinen Tisch
Und macht es sich dort nett.

Er lässt als Sonnenstrandersatz
Vom Wannenrand sich fallen,
Ist trotz des Wonnemonats Mai
Der wonnigste von allen.

Und all das jüngst begrüßte Sprießen -
Es grünt sich nachgewürzt ins Schießen!

Den Docht der Natur entfacht Juni/(Strich)Juno
Als unangefochtene Numero Uno.

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