1972 & das eintausendsechshundertzehnte Gedicht

Olympia Regattanturm bei Feldmoching/Oberschleißheim

Eigen Heime

Am Stadtrand formiert sich das Kleine Glück,
Erschwing- wird zur Gemütlichkeit.
Der Stillosmix probiert ein Stück,
Das nicht nach Rezensionen schreit.

Die City rümpft pikiert die Nase
Und wiegt sich in der Meinungsblase.

Eh man ins Drive-Now-Auto steigt,
Die Händchen "Schön war's, danke!" fächeln,
Noch bis zum Ring die Fassung schweigt,
Erlöst vom süffisanten Lächeln.

Regattaanlage & das eintausendsechshundertneunte Gedicht

Olympia Regattanlage bei Feldmoching

Das Scheit

... ist erkennbar nur Teil,
Aber dennoch massiv,
War mal Pascha in einem Verband,
Dankt die Trennung dem Beil,
Floh dem Co-Daseinsmief -
Umso rascher wird es nun verbrannt.

Würm & das eintausendsechshundertachte Gedicht

Die Würm bei Feldmoching

Sachliches Sterben

Die Spuren einer Kindlichkeit
Im schwindenden Gesicht -
Sie folgen trübnisarmer Zeit
Aus greisenfrommer Pflicht.
Gern wär ich ohne Vorbehalt
Kurz ungezwungen heiter!
Da steh'n wir zwei, gemeinsam alt

Und wissen nicht mehr weiter.

Aussichtsturm & das eintausendsechshundertsiebte Gedicht

Blick auf den Olympiaturm

Der Unkenrufer

Mein ketzerisches, ekeliges Nicht-ans-Gute-Glauben
Wird kindlich treuen Abgrundscheuen Zuversichten rauben.

Nur, will ich das? Hab ich dran Spaß? - Ich würde sagen nein.
Für solchen Beef gibt's kein Motiv - er muss nur einfach sein!

St. Ursula & das eintausendsechshundertsechste Gedicht

Weihnachtliche Deko in der St. Ursula Kirche Schwabing

Der Neuanstoß

Es langt ja schon zum Neuanfang
Für'n jahrelangen Boy-Anhang
Viernächtchenlang untreu zu sein, konsequent
Mit neuem Zechtourkontingent.

Denkt jetzt wer verächtlich:
"Mein Mädchen, das rächt sich!",
Dem lächelt sie sehr lässig zu:
"Echt, ich fühl mich prächtig, du!"

Orkan Sabine & das eintausendsechshundertfünfte Gedicht

Sturmschäden im Landschaftsschutzgebiet Alzenauer Sande

Prosit Kackjahr!

Lasst uns mit Alk und Unbehagen
Dies Kackjahr in den Abgrund jagen!
Beim Jahreswechsel gilt halt immer:
Das nächste Kackjahr wird noch schlimmer.

Alpensicht & das eintausendsechshundertvierte Gedicht

Blick von Fröttmaninger Berg Richtung Alpen

In Dustrie

Du düstrer Tand aus Menschenhand
Und Dombau der Pragmatik,
Du Dekadenz aus Kompetenz,
Oh graues Meer der Statik!

Du dünstest Finsternisse aus
Vom Wellblechschlösser Schlotestrauß
Und schmauchst Verdammnis, ohne Schmuck -
Nur Rauch und Rumms und Flammenspuck!

Da jaulen Filigranz und Anmut:
"Dass ihr das unsrer Landschaft antut!"

RFB-Platz & das eintausendsechshundertdritte Gedicht

Rainer Werner Fassbinder Platz in München

Themenfeld und Sternenzelt

Ich werd weiterhin nie etwas Wichtiges schreiben,
Denn die Wichtigkeit trieft schon vor Wort.
Sie droht Leichtes und Lichtes aus Neid zu zerreiben,
Deklamiert ihre Gültigkeit stets ab sofort!

Glüht ein Themenfeld, mag es ein andrer beackern -
Auch wenn sein Ertrag mich bezirzt.
Mein Ziel bleibt, mir selbst an den Grabstein zu tackern:
Er hat unser Leben verkürzt.

Fröttmaningbaum & das eintausendsechshundertzweite Gedicht

Windrad auf der Fröttmaninger Halde
Oh, Tannenbaum!

Es
Ist
Ein
Jüngst gefällter Stamm,
Den ich in seinen Standpunkt ramm',
Aufrecht monolithenhaft,
Wie ein strammer Männerschaft!
Manche meinen zwar, die Äste
Sei'n an ihm das wahrhaft Beste -
Ich neig' dazu zu behaupten,
Dass die andernorts belaubten
Nachästigen Gabelungen
Ungemein gelungen
Sind. Empfindest
Du da eh nich'
Ähnlich?
Denn seine
Zweige
Adeln
Nad
el
n
!

Licht I Kugeln & das eintausendsechshunderterste Gedicht

Lichtinstallation im Kunstareal München

Die weihnachtliche Stube (und eine betrübliche Erkenntnis)

Hüben steht der Tannenbaum,
Drüben brät ein Pfannentraum,
Bübchen sitzt im andern Raum.
Ist wohl grad am Üben? Kaum.

Mit dem Vortrag des Gedichts
Wird's - so wie im Vorjahr - nichts.

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