Walchenseerunde & das eintausendsechshunderteinundneunzigste Gedicht

Blick vom Jochberg auf den Walchensee

Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

Die vom Reize Gelockten

Am frühsten Morgen steht da schon
Ein kahlgefressner Tag,
So fahl wie gleißend monoton,
Verlockend wie ein Sarg.

Da jemand den Mangel als Chance offeriert,
Weil jetzt vom Banalen Belang emergiert.

"Ich geh dann mal zum Edeka",
Seufzt Intermezzi-Not,
Gibt sich dem Strom hin, Boreout-nah,
Zermürbt vom Leerlauf-Lot.

Man klagt, dass das träge Versacken erschöpft,
Von Bunkerappell-Serien hoffnungsgeschröpft.

Der Rückzugsräume öde Muff
Schürt stetig Appetit,
Sind selbst schon nur noch Fraß und Suff,
Ein schrumpfendes Gebiet.

Erklärte wer, jetzt sei der Angriff vorbei,
Wär'n wir längst verzehrt von der Einsiedelei.

Loisach & das eintausendsechshundertneunzigste Gedicht

Blick auf den Lauf der Loisach vom Jochberg

Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

Wetten Dass

Früher war mehr Lagerfeuer
Und das Publikum war treuer.

Früher, da war eine Show noch verbindlich
Unter dem Motto "Wer nix kann, gewinnt nich'".

Früher gab's mehr echte Stars,
Deutlich wen'ger Kameras.

Früher, da wurde noch feist überzogen,
Früher, da hat man meist feiner gelogen.

Früher musst es samstags sein -
Und die Auswahl war beinahe auswahllos klein.

Früher sah'n's gleichzeitig zwanzig Millionen -
Früher schien sich das zu lohnen.

Früher war mehr Wetten Dass
Und Lametta. - Bitte? - Spaß!

Jochbergblick & das eintausendsechshundertneunundachtzigste Gedicht

Blick vom Jochberg am Walchensee

Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

Drei-Sterne-Chefkochassistent

Weißt du, wie viel Sternlein stehen
Im Berufskompositum?
Und wie viele dann durchdrehen,
So als brächt's die Sprache um?

Gott, der Herr, hat mir erzählet,
Dass er gern Verbohrte quälet.
Und die gibt's grad allemal
Beiderseits in großer Zahl!

Landhahn & das eintausendsechshundertachtundachtzigste Gedicht

Hahn in Bayrischzell

Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

Der Grantler

Im Sturm befohlen guter Laune ragt stolz dein Mast empor,
Du moserst miesepeterigst den Gegenpol ins Tor.
Dein Griesgram schimpft sich große Kunst,
Die du genießt voll Innenbrunst.

Dem kollektiven Anstandszwang
Bist du so dringlich zumutbar,
Dem Wohlfühlregulierungsdrang
Bleibst stur du deflorierend nah,

Du Hartnack an der Aneckfront
Im Grummelunmutsbrummbärfell -
Wenn Kantigkeit treibt's so gekonnt,
Macht Düstres unsren Erdball hell.

Und wokt die Welt harmonisch bieder,
Reiß lustvoll ihren Schutzschild nieder!
Die Triebkastrierten hab'n schon Schiss,
Tönst du: "I sog amoi, wies is ..."

Quetzalgrün & das eintausendsechshundertsiebenundachtzigste Gedicht

Walchenseeufer bei Urfeld

Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

Der Quetzal

Der Farben Pracht und Dynastie
Sind still in ihm vollendet -
Und so erklär ich hiermit die
Befragung für beendet,
Welch Schöpfung unsre Welt bekrönt,
Die sonst vor Eitelkeiten dröhnt.

Der Löwe zu herrisch, das Schaf wirkt zu dumm,
Der Adler zu aggro, der Wal bleibt zu stumm,
Der Mensch ist ein breitflächig andres Problem -
Doch dazu benötigt's ein eignes Poem.

Sich Unschuld in Brillanz zu leisten,
Ich denk, darauf versteh'n die meisten
Hoch geschätzten Stars sich nicht -

Dem Quetzal steht es im Gesicht.
Er macht selbst den räubrigsten Dschungel noch fromm -
Auch mein Dümpeln als Mausklick
Fand durch seinen Anblick
Den Link auf die Seiten von Gott(dot)com.
Doch braucht's für dies Bildnis
Den Gang in die Wildnis,
Denn er wird in Gefangenschaft
Vom Freiheitsdrang hinweggerafft.

Angelsaisonstart & das eintausendsechshundertsechsundachtzigste Gedicht

Anglerboot auf dem Walchensee

Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

Olivenschiffchen

Wie viel Stück Olivenschiffchen
Benötigt der Haushalt vom Menschenverstand?

Eins, um stilecht aufzutischen,
Ein weitres zur Pflege vom Faible für Tand,
Zwei, um für beide Ersatz zu besitzen,
Drei mit zur Fruchtgröße passenden Schlitzen -
Von jenen empfiehlt's sich, die gängigsten Farben
(im besten Fall sechsfach) auf Vorrat zu haben!
Und hat man mal keine Oliven im Haus,
So zieht man sein schlitzloses Schiffchen heraus.

Wenn nun jemand fragt: "So viel Schiffchen - weswegen?
Ich esse Oliven vom Glas aus der Hand!"

Es gilt, kleine Dinge als Schätze zu pflegen
Als zwingende Vorschrift vom Menschenverstand.

Zwergern & das eintausendsechshundertfünfundachtzigste Gedicht

Blick vom Jochberg auf die Halbinsel Zwergern im Walchensee

Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

Die Corona-Plauze (Steigende Korpulenzzahlen!)

Nichts ist dir erlaubt, was man ausfressen kann,
So fressen wir nüchtern uns Bierplauzen an.

Walchensee & das eintausendsechshundertvierundachtzigste Gedicht

Walchensee in der Morgensonne von Urfeld aus

Die verdödelten Tage

Das Verdödeln der Tage
Trübt ganz ohne Frage
Wie blöde die Selbstachtung ein.

Gegen Abendrot wären
To-Dos noch zu klären
Und Stundenmüll sich zu verzeih'n.

Das Verdödeln der Tage
Muss ganz ohne Frage
Auf Kosten der Selbstachtung geh'n -

Wie mit Stubengehocke
Ich Restzeit verzocke,
Ist anders ja nicht zu versteh'n.

Alpenrandlage & das eintausendsechshundertdreiundachtzigste Gedicht

Fön-Blick auf die Frauenkirche vom Olympiaberg

Sicht auf die Berge mit den Augen der Unfallchirurgie

Die Stadt mit die Berge am Nahrand, da wohn' ick -
Entstellt von die Narben der Plattentektonik.
Da ist man einst voll aneinander gerasselt,
Hat dem Schöpfer den Plan einer Planheit vermasselt.

Die Wunden vom Crash außen wulstig verteilt,
Abgetupft mit Wolkenschaum -
Die Stadt ist selbst sehr gut verheilt
Und die Berge davor, hey – die sieht man doch kaum!

Wendelstein & das eintausendsechshundertzweiundachtzigste Gedicht

Blick auf den Wendelstein vom Bahnhof Fischbachau

Skisaison-Abschlussvers

Wo zackig Skischuhschnallen schnappen
Da zwingt man zwanglos Füßelein
In die Schmerz-Haft von Salomons Fangeisen-Schlappen
Den herzlosen Klumpen aus Plastikgestein

Und kläglich grüßt das Murmeltier
Denn Schnee-Not wurmt den Schwung der Skier

Erst schabt man rum auf Eis(en)platten
Kratzig ratternd mit Gestöhn
Um dann im Sulz-Schnee zu ermatten
Doch wenn wer fragt, sag: Ist das schön!

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