Laub & das dreihundertneunundsiebzigste Gedicht

Herbstlaub

Herbstlaub

Wenn Herbstlaub mir aufs Haupthaar fällt
Und gnädig bedeckt all die lichteren Stellen
Die manch Gedicht schon hergestellt
So drängt es die Erben, die Stämme zu fällen

Wie mutig die sich an den Sägen verheben
Und an den verlockenden Knebelverträgen
Die man noch lockig abgesegnet
Und die bald schon die Stille der Flocken beregnet

Indes kämme ich mein Haupthaar
Lass das Laub hinunterschweben
Wenn ihr Bäume es erlaubt, ja
Mag ich noch ein Jährchen leben -
Nicht den Blick nach oben richten:
Übers Schweben möcht' ich dichten

Fossa & das dreihundertachtundsiebzigste Gedicht

Fossa in Kirindy

Nachhaltige Begegnung. Herbstliche Erinnerung an Madagaskar und den Fossa (dessen "o" im Madagassischen eher wie ein "u" intoniert wird).

Fossanähe

Ein gewisser Fossa
Stand mir heut im Wege
Panisch schrie ich: "Mussa
Nich in ein Gehege?!"

Das Tier, es maunzte souverän
Beim An-mir-vorübergeh'n -
Führte reines Nichts im Schilde
Und beschämte mich mit Milde

Klar
Es war
Das abgerundetste Katzentier
Das auf Wattetatzen hier
Verwundert meinem Blick auswich
Geduckt ins Dickicht wieder schlich
Bis nach auf Stunden
Gerundeten
Sekunden
Auch sein seidig geschmeidiger munter gewundener rundlicher ungemein langer Schwanz
Ganz
Entschwunden
War

"Hoppsa," dachte ich, "so nah
War ich grade einem Raubtier!"
Aber nee - die Nähe, glaubt mir
War mir näher als der Abstand
Mit dem ich mich letztlich abfand

Nächstes Mal versuch'ste mehr -
Kriechst dem Fossa hinterher!

Dreiweiher & das dreihundertsiebenundsiebzigste Gedicht

St. Gallen Dreiweiher

Spaziergang am Dreiweiher von St. Gallen.

Badeanstalt im Herbst

Wir grasen im letzten Grün des Jahres
Steh'n Modell für die Mär der Eroberungszüge
Ein Greis seufzt schon vor dem Dessert: "Nun, das war es ...!"
Und still resigniert schreit man aus Reflex: "Lüge!"

Winter werden kommen
Jeder einzelne wird wie ein Heer uns erscheinen
Winter werden kommen
Man wird dann selbst Tage wie diesen beweinen

St. Gallen & das dreihundertsechsundsiebzigste Gedicht

St. Gallen vom Dreiweiher

PS: Ich widerspreche meinem lyrischen Ich vehement!

Am Sprungturm zum Sündenfall

'St klar, dass St. Gallen
Mit Abstand von allen
Gefallenen Engeln der beng'ligste ist
Sofern man unbefangen misst
Und die störenden Einwürfe überhört
Die manch ein Bedürftiger klösterlich röhrt:
"Die Stadt ist geerdet, doch niemals gefallen!"

Es kann, was nicht ist, ja noch werden, St. Gallen!

Schweizer Kuh & das dreihundertfünfundsiebzigste Gedicht

Schweizer Kuh

Das dreiviertelige Gedicht auf dem Weg zur 500.

Nie ein Tier zum Scherz ... (Erweiterungspaket)

Die ihr
Mühsal
Mahlenden
Muh-Seelen
Mm-mm-mm-muss man
Nicht aus
Muße
Quälen!

Gallus & das dreihundertvierundsiebzigste Gedicht

Stiftsbezirk von St. Gallen

Stiftsbezirk von St. Gallen. Wandermönch Gallus' Grund und Boden.

St. Gallen (Holzwege der Dichtung)

Man sagt ja, die Stadt sei ein Gallus-Symbol
Man sagt auch: Ej, Alter, das ist uns zu hohl!

Resi & das dreihundertdreiundsiebzigste Gedicht

Odeonsplatz

Tschechowgetränkter Abend in München

Durst

Ich möchte gern auf großen Plätzen
Dich bei der Wirklichkeit verpetzen
Schnell abtauchen ins Einerlei
Im tiefen Tale, göttlich high
Und dann, erschöpft vom Nichts-Erleben
Wie Schauspieler die Röcke heben

Aye-Aye Zwei & das dreihundertzweiundsiebzigste Gedicht

Aye-Aye auf Aye-Aye-Island

Mit diesem Text soll die vermutlich größte Sammlung von Lemurengedichten vorerst abgeschlossen werden. All die Unterarten von Sifakas, Wiesel- und Braunen Lemuren, die ich in diesem Jahr ebenfalls erspäht habe, müssen zunächst noch ohne Untergedicht bleiben. Zusammen mit den Lemurengedichten aus "Mehr Kacheln!" kommen wir auf nunmehr 13 zoologische Halbaffenpoeme. Da muss man sich erst mal einfühlen. Details später.

Fingertier oder Aye-Aye

Du spleenpralle Laune von Mutter Natur
Du ins Dickicht gefallene Comicfigur
Du göttlich-komödischer Gothicclown
Du fürs Spotlight des Spottes geborener Faun

Schon die Undimension deiner Fledermausohren
Deine schütteren Zotteln, dein buschiger Schwanz
Sie soufflieren, man hätt' nur aus Scherz dich geboren
Als ein Schlimmer-geht's-nimmer - nur war's das nicht ganz:
Feurig rot schielt ein Augenpaar aus deiner Fratze
Und maskiert deinen Possentanz "Straight outta hell!"
Schaurig besoundtrackt vom Krallen-Gekratze
Des Langfingernagelpaars in XXL
Und messerscharf raspeln Eispickelzähne
Gierig beknabberte Hölzer zu Späne

Es ist so, als wär' keine Zelle in dir
Nur halbwegs verwandt mit 'nem richtigen Tier
Du bist in allem übertrieben
Und zwingst uns, grade das zu lieben

Du bist im Großen wie im Kleinen
Entschlossen, Schönheit zu verneinen
Dass wir verstummen wie vorm Grab ...

Und jetzt nimm deine Maske ab!

- Mehr Gedichte über Tiere (und viele Lemuren) -

Blutenburg & das dreihunderteinundsiebzigste Gedicht

Schloss Blutenburg

Zeit für Herbstspaziergänge durch München.

Blutenburg

Heute muss die Burg bluten
Besonders die Guten
Sie soll'n nun blutend Buße tun

Weil all ihre Talente ruh'n
Die dieser Welt fehlen
Da sie ihr Geld zählen
Doch inbrunstarm zu wenig wollen

Wohlan, die Köpfe sollen rollen!

Trottcomeback & das dreihundertsiebzigste Gedicht

Ziegelbrennerei im Hochland Madagaskars

Schon scheint es, man sei bereits Ewigkeiten wieder zurück - Zeit für ein Erinnerungsfoto von einer madagassischen Ziegelbäckerei.

Zweiter Anlauf

Und langsam glättet das Leben sich wieder
So sehr auch die Hektik dagegen sich stemmt
Es schlüpft unlasziv alle Last aus dem Mieder
Und bleibt in der Nackigkeit seltsam gehemmt

Spreiz dich aus, du alte Nervschildkröte!
Ich hab meine Glanzlosigkeit überlebt
Nun wird dir das Blech der fanfarischen Tröte
Mit rächender Geste ins Bauchfell gewebt!

Und dein ewig beutegeiles Hecheln
Auf jeder Spur von meinem Schwächeln
Bricht fortan aus dem Wanst als Stöhnen ...

Du kannst dich schon mal dran gewöhnen!

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