Seattle revisited & das neunhundertachtundsiebzigste Gedicht

Seattle Needle

Grenzen Loser

Wie gerne ich an Grenzen stoß?
Nun, ein Tänzerinnenbinnenschoß
Wär sehr gern diesen vorzuzieh'n -
Ich fröne keinem Sportlerspleen!
Anstatt die Grenzenlosigkeit
Lausig anzuschwitzen
Lebt der Schwänze große Zeit
Von versauten Witzen

Hawaii revisited & das neunhundertsiebenundsiebzigste Gedicht

Maui - Black Beach at the Road to Hana

Nach dem Abbau (und Gründe zu grinsen)

Wir kamen nicht nur viel zu spät zu dem Fest
Wir waren noch nicht einmal da
Uns tarnte die eigne Präsenz nur zum Test
Wie alles, was löschenswert war

Die Einladung quillt wie kopiert durchs Revers
Ich könnt ihre Anzahl nicht schätzen
Du nimmst, sag ich mir, einfach alles zu schwer!
Doch vieles scheint leicht zu ersetzen

Wir sehn uns - nach allem - noch immer im Recht
Und errechneten schon unsre Zinsen
Wir hielten die Haltung in diesem Geflecht
Wir bunkerten Gründe zu grinsen

Chicago revisited & das neunhundertsechsundsiebzigste Gedicht

Chicago Straßenflucht mit U-Bahn

Ripostegedicht zu "Erinnerung an die Marie A." von B. Brecht

Erinnerung an den Bertolt B.

Es war nicht September, er war auch kein Sommer
Auch war er zu sehr in sich selbst verliebt (Komma)
Um mir irgendnäh're Beachtung zu schenken
Da musst er die Fakten in Lyrik ertränken

Nie war ihm all das Angefasse
Nur Fron triebgesteuerter Profanität
Alles half der Befreiung der Arbeiterklasse
Die ihn angeheuert als Verse-Athlet

So bölkte er, als er mein Höschen entfernte
"Bauer auf, zur Pflaumenernte!"
Bei dem Brecht-Techtelmechtel erkannt ich zu spät
Seinen Fetisch proletischer Fertilität

Sieben Kinder!? Bertolt, ernsthaft: sieben!?
Es ist wie erwartbar, bei einem geblieben
Denn mehr gab trotz Geschlechtsverkehr
Mein Job als Stewardess nicht her ...

Oh, ich wär ihm als Näherin lieber gewesen
Ein Zwangslieferant sozialistischer Thesen
Unser Liebesnest hat er dann ländlich geschildert
Und mit einer Wolke noch schwülstig bebildert

Nun, das einzige Luftspiel - ich erwähn es mal kurz
War ein mir beim Geschlechtsakt entglittener Furz
Über den, lacht' er, müsst' er doch irgendwas schreiben ...
Damals hoffte ich noch, Bertolt, du ließest es bleiben!

Abstieg & das neunhundertfünfundsiebzigste Gedicht

Sulden

Am Gipfel

Es scheitert der Blick am Nebel des Grauens
Ausgehöhlt scheinen die Pfeiler des Schauens
Nur wattige Bedeutungsleere, die Konturen ausgesaugt
Abgestumpfte, dumpfe Schwere, alle Farben ausgelaugt

Voll ergraut dräut der Ausblick und mir is'
Als schaut vom Hirn ich nur zur Iris
Was noch folgt, ist weiße Wand

Trüb vom Dunst verschlucktes Land
Des' Goldpanorama mir heute verwehrt

Was sattsam das Moll dieses Dramas ernährt

Düsseldorfer Hütte & das neunhundertvierundsiebzigste Gedicht

Düsseldorfer Hütte bei Sulden

Auf der Payer-Hütte

Ich sitz auf der Hütt' vom Payer
So wie in 'ner Bütt und seier'
Launige Gedichte ab

Auch wenn ich auf gut Dreitausend
Nur auf fremde Kosten hausend
Sicher nix zu sagen hab

Juli-Eis & das neunhundertdreiundsiebzigste Gedicht

Juli Eisreste in Südtirol

Outdoorwear oder Der mit dem Wolf skint (Sterben in den Bergen II)

Hans, du Wolfshaut!
Dir vertrauten:
All die noch nicht Aufgetauten.

Pericolo & das neunhundertzweiundsiebzigste Gedicht

Sterben in den Bergen (und eine Frage zur Nachlassverwaltung)

Wenn ich mit zerborst'nem Rückgrat
mir erspar die Gondelrückfahrt
Könnte sie – sollt ich so sterben
meine Braut als Hinfahrt erben?

Suldenbachwasserfall & das neunhunderteinundsiebzigste Gedicht

Suldenbachwasserfall an der Hängebrücke

27% Regenwahrscheinlichkeit

Scheppt auf einen großen Haufen
Apps, die uns für doof verkaufen!

Lasst euch von lokalen Seppeln
Auf die alte Art verappeln!

Oasen & das neunhundertsiebzigste Gedicht

Bergflora

Substrat des Überragenden

Tödlich grau
Im Nahbeschau
Ist der Fetisch
Majestätisch
In die Höhe rag'nder Gipfel
Sehr gewöhnlich
Zeig'n die Höh'n sich
Als von kleinen
Schottersteinen
Üppigst überstreute Wipfel

Die fanden sich schon auf den Straßen
Eh unsre Lust auf Höh'n entfacht

Wie oft hat das, was wir besaßen
Ein neuer Standpunkt schön gemacht

Gletschereis & das neunhundertneunundsechzigste Gedicht

Die entscheidenden Schritte

Lässt es sich im Blut erkennen
Dass dich von dem Weiter trennen
Schritte von zu großer Weite -
So steht Scheitern fürs Gescheite

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