Revolution & das eintausendzweihundertachtundachtzigste Gedicht

Friedliche Revolution - Wandbemalung am Leipziger Hauptbahnhof

Kunst und Politik, Teil II (In den Niederungen)

Beschluss der Unvereinbarkeit.
Bewusstsein der Parteilichkeit.
Von all dem milden Stuss befreit,
Bemusternd, ob die Kunst noch weiht
Mit Hochgenuss und Lust hoch Drei?

So gebet zum Beschuss sie frei!

Schlachtspiegel & das eintausendzweihundertsiebenundachtzigste Gedicht

Völkerschlachtdenkmal Leipzig

Der Umtrieb

In meinem Schuh wächst graues Moos,
Sein Kniegelenk bebt stumm.
Wo bleibt die Zielgerade bloß?
Was treibt mich wieder um?
Ich wink' die Welt an mir vorbei -
Auf mich soll niemand warten,
Und klaube aus dem Zehenbrei
Verfaulte Handgranaten.

Wenn ich heut nicht nach Hause find',
Werden andere Ziele besehen.

Ich bleib', bis ich mich überwind',
Wie angewurzelt stehen.

Ihmeufer & das eintausendzweihundertsechsundachtzigste Gedicht

Ihmezentrum und Drei warme Brüder in Hannover

Alte Meister

Ich will stille Andacht halten
Vor dem Meistertum der Alten
Meister,
Wispernd: "Darum heißt'Er
So!?".
Meist perlt Meisterschaftsniveau
Von Personen, die mehr schaffen
Als die meisten andern Affen.

Und Schöpfung, die die Welt begeistert,
Viele weit're Leben meistert.

Meine Baustelle & das eintausendzweihundertfünfundachtzigste Gedicht

Baustelle Tengstraße im Oktober 2019

Ripostegedicht zu "Das Boot ist voll" von Faber. Die Zuschauer haben es gewählt, ich habe mich gefügt. Interessanterweise hat der Sänger bereits selbst eine zweite Fassung des Songs angefertigt, um sie zu entschärfen. Leider hat sie sich anschließend ebenso schlecht gereimt wie zuvor. Klar, rein zu reimen bedeutet Arbeit. Ich habe mich auf eine Stunde in der DB-Lounge in Hannover eingelassen, sieben Zeilen des Originals belassen, alle Schlagworte übernommen und bei der Gelegenheit den Text wieder etwas verschärft.

Das Boot ist voll, der Reim ist rein - gönn dir doch dieses Stündelein!

Früher sind wir doch so schlecht nicht gefahr'n
In Führers Schein auf Autobahn
Wo wär'n wir denn, baute uns Volks keine Wagen?
Was denkt ihr, wenn unsre Genies heut verzagen,
Da alles man gleich mit dem Dritten verzahnt
Und an die Judenbuche hängt,
Zum ewigen Kotau gedrängt,
Weil stetig der Wink der Geschichtsbücher mahnt?

Du lässt dich nicht für dumm verkaufen,
Du weißt, wie hier die Dinge laufen.
"Das Boot ist voll!", schreien sie auf dem Meer.
"Unsres auch!", setzt du dich schreiend zur Wehr.

Wer schneller glaubt, wird schwerer klug.
Dir wär' schon "null" mehr als genug.
Weil lügengepresst dieses Land sich verliert,
Nur noch brav vorm As "Asyl" pariert.
Es brennt schon lang in manchem Haus -
Wie findet man am schnellsten raus?
Du kennst eine Abkürzung durch altes Denken,
Willst selbstbestimmt die Flamme lenken.

Besorgter Bürger, ja, ich besorg's dir auch gleich,
Wenn Dein'm Gewürge ich mal übern satten Bauch streich',
Hey, kennst du die Zahl, an der ich deine Ansicht messe?
Jedem 33 69 in die Fresse!

"Jedem das Seine", fühlst du, seien weise Worte.
Und wer nicht gerne backt, flüchtet nun per Boot zur Torte.
Die saufen schamlos Schampus, während du im Off verdorrst -
Du hoffst es seh'n bald alle wie den Seehofers ihr Horst.

Schiebt ab! - Denn du fühlst dich nicht mehr wohl in deiner Haut,
Bist fremd im eignen Land, das man dir ohne Not versaut.
Schieb du ab! - Denn vergleich' ich meine weiße Haut mit deiner
Schrei ich: Die Blässe lügt! So fremd wie du war mir noch keiner!

Besorgter Bürger, ja, ich besorg's dir auch gleich,
Wenn Dein'm Gewürge ich mal überm satten Bauch streich',
Hey, kennst du die Zahl, an der ich deine Ansicht messe?
Jedem 33 69 in die Fresse!

Remchingen & das eintausendzweihundertvierundachtzigste Gedicht

Kulturhalle Remchingen

Mal ohne Klavier

Man müsste Rebell spielen können,
Denn wer bellt, spielt, er tät sich was trau'n!
Und so woll'n wir den Slam-Sieg ihm/ihr gönnen
Für das Offene-Türen-Einhau'n!

Abschied & das eintausendzweihundertdreiundachtzigste Gedicht

Oktoberfest München 2019

Das große Ade

Das große Ade stimmt die Querflöte an
Und die Schwermut zwingt alle zu singen,
Dass Linie fortan nicht mehr Linie sein kann,
Bis auch uns / graue Wolken verschlingen.

Willkommen & das eintausendzweihundertzweiundachtzigste Gedicht

Oktoberfest München 2019

Das große Hallo

Das große Hallo spielt den öffnenden Tusch
Und die Vorfreude drängt uns zu tanzen.
Sie zischt in die letzten Verstecke: "Husch, husch!"
Und ich mag / mich in Skepsis verschanzen.

Fahrgeschäft & das eintausendzweihunderteinundachtzigste Gedicht

Wilde Maus auf dem Oktoberfest München 2019

Was Wagner wagen (nicht erfragen!)

Wäre ich ein Karrenbauer,
Wählt' ich Sparren, die auf Dauer
Des Pfarrers Pfunde trügen.

Ob denn für 'ne Rundfahrt reichen
Die im Rund gefassten Speichen?
Nun, da müsst' ich lügen ...

Trinkfestigkeit & das eintausendzweihundertachtzigste Gedicht

Bayerntower auf dem Oktoberfest München 2019

Britta frei'n & Ritter sein (Reprise auf "Ritter sein", Gedicht Nr. 116)

Ach, litte ich am schweren Sein,
So tränke ich zwei Liter Wein
Bloß um im nächsten Schritt zu schrei'n:
"Hier passt auch noch ein dritter rein!"
Würd dann - um wieder fit zu sein -
Kurz in den Pool von Britta spei'n.

Auf meine Bitt' dies zu verzeih'n,
Guckt' Britta leicht verbittert drein.
"Mir muss da was entglitten sein!
So'n Shit ist nicht der Sitte mein!
Hab schließlich stets getwittert, ein
Ganz großer Fan von Britt' zu sein!"

So leicht lässt sich ein It-Girl frei'n:
Geschmeichelt lud mich Brittalein
Zum Ritt in ihre Mitte ein -
Da darf man auch mal Durchschnitt sein!

Heut' braucht es für des Ritters Weih'n:
Den Mut zur dritten Pulle Wein,
'nen Tweet im Zwitscherei-Verein
Und einen Pool um reinzuspei'n.

Nun ruft ein Witzbold mittendrein:
"Ich fänd's für meinen Eintritt fein -
Und denk, im Vers mit Brittalein
Passt gut ein Reim mit Titten rein!"

Das möcht' ich mir verbitten, nein.

Hopfenkrone & das eintausendzweihundertneunundsiebzigste Gedicht

Oktoberfest München 2019

Der Überstimmte

Von früh'ren Kollegen befasste Beschlüsse
Foltern dich wie Pferdeküsse.
Wie hieß noch das garstige Wort? Ach, da fällt'et!
Du bist fortan: abgemeldet.

Seiten

Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren