München

Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.

Unerwartetes Obst & das zweitausendzweihundertzwölfte Gedicht

Arkadendach im Botanischen Garten München

Zögerlicher Neustart

Das erste ernsthafte Gedicht
Schaut scheu ins neue Jahr.
Wovon es handelt, weiß es nicht -
Weil fast noch nichts geschah.

Es sieht sich nicht mal in der Pflicht,
Es stelle etwas klar -
Es schreibt ganz schlicht sich hin und spricht:
Seht her, nun bin ich da!

Lothstraße & das zweitausendzweihundertelfte Gedicht

Abendstimmung auf der Lothstraße in der Maxvorstadt

Zum neuen Jahr ein altes Nein

Dem neuen Ja(hr) verbleibt uns ja
Nur Besseres zu wünschen -
Und solch Spruch reimt sich offenbar
Ausschließlichstens mit Pünschen!?

Und schreit dann irgendein Cretin
"Nicht zu vergessen: München!",
Verblasst sein Teint nach dem Refrain
"Mein Anspruch wird dich lynchen!"

Winterkarpfen & das zweitausendzweihundertzehnte Gedicht

Karpfenteich im Botanischen Garten München

Wiedergeburt am Neujahrsmorgen

Das Katertier im Hinterhirn
Sträubt kratzgewiss sein Fell
Und kackt mich aus, auf allen Vier'n,
Ins Längst-schon-wieder-hell.

Auf wunden Pfoten krieche ich
Ins schon begrüßte Jahr -
Und tote Ratten spiel'n für mich
Ein Tschingderassassa.

Totenstille & das zweitausendzweihundertneunte Gedicht

Alter Nordfriedhof im Schnee

Selbstversendlichkeit

Boah, ist das dunkel, wenn nirgendwo Licht ist!
Ortlos die Welt, in der dies kein Gedicht ist:
Worte, die Klang über Klang sich entblößen;
Nirgendwo misst wer die Buchstabengrößen.

Wortlosigkeit bohrt sich tief in die Stille -
Irgendwo ortbar zumindest der Wille,
Dass man der Buchstaben oberste Schicht misst.
Boah, ist das dunkel, wenn nirgendwo Licht ist!

Sparkassenstraße & das zweitausendzweihundertachte Gedicht

Sparkassenstraße in der Münchner Altstadt

Olivers II

Im All der Olvivers wirst du
Der Eine für mich bleiben -
Das würde ich nach all der Zeit
Noch heute unterschreiben.

Die Schule schnürte uns die Schuh'
Und trieb uns ins Entfernen -
Des Andren Unverständlichkeit
Hieß sie uns zu erlernen.

Der Schulbus fuhr uns aus den Schwur,
Kein Jemals könnt' uns trennen.

Heut können wir uns sehen - nur
In keinem All erkennen.

Interimsschönheit & das zweitausendzweihundertsiebte Gedicht

Winterlicher Englischer Garten

Traurige Plurals

Das Verfallsdatum von Schönheit
Ist von außen nicht zu seh'n -
Und uns bleibt nur die Schlittellust
Auf längst geschmolz'nen Schneen.

Barberinischer Faun & das zweitausendzweihundertfünfte Gedicht

Der Barberinische Faun in der Glyptothek München

Partyheimweg

Grad da, wo ich grad pinkeln will,
Wohnen Obdachlose
Und die schau'n mit 'nem Look-to-kill
Auf meine off'ne Hose.
Auf "Was für'n Druck mich grade plagt,
Das wollt ihr gar nicht wissen!"
Entgegnen sie (sehr ungefragt),
Dass sie tagtäglich pissen -
Nur tun sie's ohne ohne Not
Verzusätzlichte Krisen.
Mich fragt da: Gilt das auch für Kot,
Fürs Rülpsen und fürs Niesen?!
Manch Mensch schnurrt lässig "Let it out!"
Beim Not Dürfte Verrichten.
Nur mir ist es so Not Allowed -
Ich muss darüber dichten!

Überfrorenheit & das zweitausendzweihundertvierte Gedicht

Überfrorener Ast

Unzufriedenheit

Mir fällt kein Hauch von Plänchen ein,
Um diesen Tag zu füllen!
Ich melk aus mir kein Tränchen, nein,
Werd "Mir ist scheiße!" brüllen -

Verschwende doch ich Arsch von Sein
Mein nicht mehr langes Leben.
Drum prügelt mit mir auf mich ein -
Mir Saures süß zu geben,
Scheint das Gebot der Stunde!
Erspart mir keine Wunde!

Vielleicht fang ich schon morgen an,
Mich wieder smart zu finden -

Drum nutzt nur dankbar diesen Run,
Mich treffend hart zu schinden!

Weihnachtsdorf im Kaiserhof & das zweitausendzweihundertdritte Gedicht

Weihnachtsdorf im Kaiserhof der Münchner Residenz

Alle Jahre wieder

Und wieder muss Weihnacht die Kleinsten verzücken,
Die nochmals ein Jahr gen Erwachsensein rücken,
Hernach bald schon Vater und Mutter verlieren,
Dann selbst - jüngst verstorben - die Ahnenwand zieren.

Drum fährt beim "Alle Jahre wieder"
Ringsum ein Schrecken in die Glieder.

Glyptothekinnenhof & das zweitausendzweihundertzweite Gedicht

Wintersaison im Glyptothekinnenhof-Café

Unbesetzt

Und nichts entwirrt die Einsamkeit
Von unbesetzten Plätzen -
Die Tiefe der Verlorenheit
Ist niemals abzuschätzen.

Ab morgen wird hier ausrangiert,
Fast alles wird verschwinden -
Und ziellos aus der Leere stiert
Der Zwang, dies zu verwinden.

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