München

Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.

U-Bahnhof Sendlinger Tor & das fünfhundertzweiundzwanzigste Gedicht

U-Bahnhof Sendlinger Tor

Sendlinger Underground - Dots and Stripes.

Langeweile ist ... was man draus macht

Ich begab mich in die U-Bahn
Fuhr damit gar bis Gabun
Weil die Kneipen hier schon zu war'n
Und ich hab grad nix zu tun

Schwanengesang & das fünfhunderteinundzwanzigste Gedicht

Zum Einstieg in eine neue Woche mal wieder ein etwas längeres Gedicht - in Slam-Länge, ohne je einem Slam ausgeliefert zu werden.

Meine Stimme

Ich werde nun meine Stimme erheben
Mit erhaben bebender Koloratur
Es verstummt und verdimmt alles übrige Leben
In huldvoller Ehrfurcht vor meiner Bravour
Und Erfüllung erfüllt noch den nüchternsten Raum
Flutet hinterste Reihen mit stimmigen Flüstern
Mein Timbre setzt trefflich zum Singflug an, kaum
Dass die Vorahnung schwanengleich ziert meine Nüstern
Dann ertönt Primadonner
Als wenn 500-Tonner
In Kolonnen der Menschheit Vokaltrakt beführen
Da durchdringt jeder Ton
Wie 'ne Oper-ation
Überwältigte schiel'n nach den Notausgangstüren

Noch bis in die obersten Ränge gesesselt
Ist von meinen Stimmbändern jeder gefesselt
Gebannt ob der Grazie der Präzision
Im Kitzel bezirzt vom Vibrato-Gezier
Schon ist meine Stimme nur Stimulation
Und Legato-geglättet, Staccato-bespickt
Wird die Opern-Air mit Resonanz eingedickt
Bis ins Tremolo schließlich ich reintriumphier'

Dass glockenklar säuselnd
Und nackenhaarkräuselnd
Sich zungenzärtlich Schall ergießt
Als Wärmeschwall ins Herz zerfließt
Ein Ohrenmuschelkuschelflaum
Der flauschig, wie durchhaucht von Schaum
Vor schierem Glück verzückt den Saal
Zum blümeranten Lendental
Und ihn, obschon man's anders schreibt
Zu wohligstem Ohrgasmus treibt

Und in solchem Moment nimmt die Welt unsre Hand
Sie erklimmt mit uns Höhen, die keiner gekannt
Plötzlich öffnet sich vor uns ein Klangfarbenmeer
Alles Darben vernarbt, tiriliert frei umher
Und himmelsgleiche Leichtigkeit
Eicht unser Dasein für die Zeit
Da ich meine göttliche Gabe entfalte
Ja, in meiner Stimme, da zeigt sich der alte
Von uns angebetete Schöpfungsminister
Und entgrenzt meine Stimmlage aller Register
Dass ein Gipfelgefühl sich wie endlos verlängert
Die Luft von Dynamik und Reinheit geschwängert

Dann lass ich voller Anmut die Triller versanden
Lass alle Fregatten in Singapur landen
Elegant temperiert und mit Kraft ohne Müh
So dass jeder versteht: "Arien ne va plus!"

Und mit welchem Getös' kulminiert der Applaus!
Ja, mich hier zu erleben, vergrößert dies Haus!
Kaum einer begreift, was da mit ihm gescheh'n
Denn man hat nicht nur zugehört - man hat: geseh'n

Als ich später dann in der Solisten-Garderobe
Mich über mein Spiegelbild selbst stürmisch lobe
Da klopft's - mit zaghafter Schlagkraft, ganz leis'
Ich öffne - und vor mir: ein hagerer Greis
Sagt, indem er es tut: "I-ich möchte nicht stören
Und ahn', dass Sie das nicht zum ersten Mal hören:
Doch mir, der ja nicht grade jung ist an Jahren
Ist solch ein Belcanto noch nie widerfahren!
Ihr Singen hat mich, ich will sagen: berührt
So dass mein ergebenster Dank Ihn'n gebührt!"

"Ja, rührend! Ich rührte Sie? Herzig - und doch
Gäng's mir das Rühren, würd' ich besser Koch!
Den Konservatorien sag ich dann adé
Nenn' Topf und Konserven mein Spielfeld in spe
Statt Disziplin beim Kehlenquälen
Würd' ich ganz einfach Zwiebeln schälen!
All das Raucherkneipen-Meiden
Zittern vor Erkältungsleiden ...
Nee, schnell das Tischlein eingedeckt:
"Hast gut gerührt, hat gut geschmeckt!"
Drei gestrichene Löffel fürs gestrichene A
Sie hab'n ja recht - wie wahr, wie wahr:
Ich sollte für die Leute rühren!

Nun, um das kurz mal auszuführen:
Mir geht's drum, Menschen aufzuwühlen
Hochzureißen von den Stühlen
Sie zu baden in Gefühlen
Die sich weigern abzukühlen
Ich will Dinge verändern und neue gebären
Die ohne uns Sänger nicht vorstellbar wären
Und konnt' mein Gesang das bei Ihn'n nicht entfalten
So könn'n Sie den Blumenstrauß gerne behalten!
Wär mir mein Wirken einerlei
Gäb ich meine Stimme doch gleich 'ner Partei!
Adieu, ich will Sie nicht vergrätzen
Nur so mag ich Ihr Lob nicht schätzen!"

Und ohne ein Wort / Schleicht er sich fort
Doch kurz darauf - greift mich der Spleen
Dass mir der Herr bekannt erschien
Auch wundert mich, wie der Vagant
Den Weg zu meiner Türe fand
Da streift mich die Ahnung wie's Beil vom Schafott:
Der fremde Alte - das war Gott!

Hernieder gekommen von ganz, ganz oben
Mich für den Gebrauch seiner Gabe zu loben!
Wie leer schaut nun mein Schminktisch aus
Ohne seinen Blumenstrauß ...!

Wird er mich jetzt des Hochmuts strafen
Wie andre, die sich mit dem Herrn überwarfen?
Wird mir das Talent, das ich von ihm bekommen
In all seiner Durchschlagskraft wieder genommen?
Ist mein Charisma bald schon verlorenes Ringen
Werd' ich gar verdonnert zum chorischen Singen?
Muss meines süßen Timbres Weichheit
Verschwimmen in der Stimmengleichheit?

Ich erbitte mir Nachsicht, Herr - und hoff' nicht zu spät
Für meine Singularität!
Du segnetest umfangreich mit deiner Gunst
Die aus meinem Kehlkopf entschwebende Kunst
Dass sie die verstecktesten Winkel erfülle
Den Saal, das Theater, die Stadt gar umhülle
Diese Stimme, die auch noch den Kosmos verschlingt -
Bin doch selbst nur ihr Körper, auf der Bühne, der singt!
Und wenn ich Zorn auf das Lob meines Lehnsherren lenkte
Weil ich meinte, es tauge nicht für die Geschenkte
Wenn ich darob gestört deine himmlische Ruh ...
So, vergib mir, oh Herr, nur ...das stand mir auch zu!

Mono & das fünfhundertfünfzehnte Gedicht

Englischer Garten Monopteros

Der Turm und die geteilte Freude

Du wolltest noch erzählen
Von Zielen größ'ren Werts
Von Wegen, die zu wählen
Und spürtest nur: "Wen schert's?!"

Du wolltest nicht verstummen
Doch alle Welt schien taub
So blieb dir nur zu brummen
"Ich geh dann, mit Verlaub!"

Du wolltest immer teilen
Die Ernte deines Glücks
Verzweifelt klang bisweilen
Dein "Schau, da hängt's doch - pflück's!"

Du wolltest hinterlassen
Und warst doch längst enteilt
Dir bangt, du wirst erblassen
Im Glück, das ungeteilt

Du solltest nicht der Freuden
Verdopplung ihres Werts
Noch weit're Zeit vergeuden
Sag selber mal: "Wen schert's?!"

Kennst du das Land, wo & das fünfhundertvierzehnte Gedicht

Isarufer

Ein Text aus meiner Reihe Gefühlte Übersetzungen - der klanglich verwandte deutsche Text muss einfach fröhlich und silbengerecht auf eine Karaokeversion des Liedes "Lemon Tree" mitgesungen werden (auf YouTube sind diese in rauen Mengen zu finden, viel Spaß!).

Slammen Sie! (Foolsgarden - Lemon Tree)

Ich saß dereinst traurig im Stimmungstief
Ich kritzelte schon emsig an 'nem Abschiedsbrief
Sah mir mein Blatt an und dacht': "Mann,
Ich hab ja ganz vergessen, dass ich schreiben kann!"
Und jeder, der 'n Stift hat - kann auch slammen!

Heut' geb ich 'n Workshop - das kann ich, klar!
Weil ich erst letzten Monat selbst im Workshop war
Krieg' zweihundert Euro und sechs Facebook-Likes
Dafür lüg' ich euch an, dass ihr ganz großartig schreibt
Holt euch noch zur Vertiefung - meine Bücher!

Mal taktisch-deep - mal fröhlich-frei
Bald hab'n wir ein eigenes Format auf SKY
Erfolg durch Poesie! Woll'n Se auch? Dann slammen Sie!

Nur schnell, bevor sich alle trau'n
Denn eig'ntlich will sich heute jeder selbst anschau'n
Erfolg durch Poesie! Woll'n Se das? Dann slammen Sie!

Singt: Ei - nesTageswirstdualtseinBabe - wirstdusoschrecklichaltklugseinwie - deinTextschonist

Du wärst ja so gern mal im TieVie
Du bist dafür geschaffen, doch man fragt dich nie!
Selbst MDR wär dir egal
Jetzt steiger' mal die Klicks auf deinem YouTube-Kanal
Dann lädt dich Olli Welke
Auch nach Köln ein!

Auftragstexte - gibt's wie Sand am Meer!
Auftragstexte - bescher'n dir gleich zum Start, oh yeah, den ersten Tausender!
Zier dich nicht vorm Firmen-Slam
Fürs Pleasen der Entscheider musste dir nich schäm'
Denn sonst schreibt's Olli Welke - für die Hälfte!

Mal taktisch-deep - mal fröhlich-frei
Bald hab'n wir ein eigenes Format auf SKY
Erfolg durch Poesie! Woll'n Se auch? Dann slammen Sie! ('n paar krieg'n wa noch unter!)

Nur schnell, bevor sich alle trau'n
Denn eig'ntlich will sich heute jeder selbst anschau'n
Erfolg durch Poesie! Woll'n Se das? Dann slammen Sie! ('n paar krieg'n wa noch unter!)

Mal taktisch-deep - mal fröhlich-frei
Bald hab'n wir ein eigenes Format auf SKY
Erfolg durch Poesie? Nick - Nick!
Erfolg durch Poesie? Nick - Nick!
Erfolg durch Poesie! Woll'n Se auch? Dann slammen Sie!

Schillerdenkmal & das fünfhundertneunte Gedicht

Schillerdenkmal München

Endlich ein Gedicht mit prominentem Herz/Schmerz-Reim! Ich bremse für niemand.

Der Einarmige

Habe mich im Netz verfangen
Und zu weit von dir entfernt
Trübnis, die wir niederrangen
War da wieder schnell erlernt

Was an kleinen Toden das Leben bestichelt
Entspringt oft der eigenen Hand
Die, bis zur Schulter abgesichelt
Ich nachts im Keller fand

Wir geben oft mehr als wir müssten
Ersparen uns auch keinen Schmerz
Verschwenden die Zeit so, als wüssten
Wir nicht um das eigene Herz

Restepflege & das fünfhundertachte Gedicht

Vorsicht Rutschgefahr

Überdurchschnittlich

Für diese Frise, Herr Frisör
Beförd're i 'Se zum Fri-Sir!

Restschnee & das fünfhundertsechste Gedicht

Schneefall im Januar

Heute killt der Regen die sorgsam über Wochen angesammelten Schneeberge. Eine Erinnerung.

Der Burnouter zum Schnee

Schnee, du alles bedeckende Ruhe

Bleib mir weg von meine Schuhe!
Denkst du Held, mit weißen Rändern
Ließe sich die Welt verändern?!

Obwohl das sein mag, alldieweil
Ich ahn' längst, dass das Gegenteil:
Schwarze Ränder unter Augen

Als Weltenveränd'rer gar nix taugen

Schneebälle am Stadtmuseum & das fünfhundertvierte Gedicht

Schneebälle am Münchner Stadtmuseum

Flüchtige Bekanntschaft 1: Am Buffet

"Riechen Sie mal! Hier - das riecht fast wie Käse?!
Doch es ist: ... mein Ohrenschmalz!"
Die Frau schreckt hoch und schaut sähr bäse

Kurz beeindruckt, jedenfalls

Biedersteiner Kanal & das fünfhundertdritte Gedicht

Eisstockschießen vorm Nymphenburger Schloss

Unterm Eise

Unter dem Eise
Blubberte leise
Eine Blase
In mein Ohr
Und im Gase
Hört ich Welten
Die die trübe Schicht erhellten
Unter der ich gern erfror ...
Meine Arme ausbreitend
Reglos gleitend
Auf der Reise
Unterm Eise

Straßencafés & das fünfhundertzweite Gedicht

Straßencafé im Winter

Luisa, die wartet

Luisa, die wartet

Du mieser entartet-
er Wicht, auf dich!

Hat diese Geschichte sich
Nicht schon zig mal wiederholt?!
Dir Gör gehört der Arsch versohlt!

"Komm zu mir, bleib bei mir!" litaneit es in ihr
Dass sie zu solch Herzleid bereit ist, scheint mir
Deiner Randint'ressantheit so unangemessen ...!
Ihr trauriger Blick irrt gebannt wie besessen
Vorm Ahnungsschlund "Er kommt nicht mehr"

Und niemals war ein Platz so leer

Und er entleert sich noch weiter mit jeder Sekunde
Die Zähheit des Hoffens brennt tief in die Wunde
Der Zurückgewiesenheit
Bis zum Tod der Möglichkeit
Einer Welt, die sie sich für euch beide erdacht

Blieb einmal nur, wie's ausgemacht ..!

Doch du ahnst nicht einmal
Dass du all dies gestartet
Und dir wär's auch egal
Wie Luisa, die wartet

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