Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Expo 1956 & das zweitausendeinhundertsiebenundsechzigste Gedicht

Blick auf das Atomium von der Messe

Brüssel

Brüssel scheint artig pompös, fast phlegmatisch,
Etwas Paris, nur sozialdemokratisch -
Ein Amsterdam, dem man die Schärfe entzogen.

Die Heimeligkeit heischt nicht gar so verlogen
Wie die Willenskulissen beliebterer Städte -
Hier gilt als Idyllenprämisse das Nette
Und streckt oder reckt sich ins Unterpompöse,
Wird ständig beklampft von dem Dampf der Fritteuse,
Im "Lass 'ma gut sein!" eingeparkt.

Ich nehm ein Bier, falls jemand fragt ...

Strandvägenwagen & das zweitausendeinhundertdreiundsechzigste Gedicht

Blick auf die Hafenpromenade Strandvägen von Östermalm

Fernverbindung

Zunächst dröhnt uns der Schwall einer Rettungssirene
In meinen empfindsamen Handyempfang -
Da ich doch allein deine Stimme ersehne
In alle Gerätschaft verleugnendem Klang!

Später donnert es in einer Bahnunterführung
Im Takt vom geschürten Verkehrsflussgebell.
Das desavouiert jeden Ton meiner Rührung -
Und alles, was ist, ist es nicht mehr reell.

Letztlich haken nur hässliche Netzartefakte -
Jede Funklocherrettung scheint gleich überbucht!

Tief in deinem Herzen bin ich der Benackte,
Der armselig dich zu erreichen versucht.

Düsseldorf & das zweitausendeinhundertachtundfünfzigste Gedicht

Blick auf den Rhein von der Düsseldorfer Altstadt

Grundloses Aufatmen

Atmen - Atem - atmen - Atem,
Füllen - Leere - füllen - Leere,
Etwas Angst vor Ungegartem,
Vor dem Schnitt der Wohlstandsschere,

Sog, Druck und Erleichterung,
Fern vom einst erreichten Schwung,
Doch im Schoß entfleischter Süße
Übt das Ebenmaß Tumult
Und bestellt der Schongeduld
Schöngefärbte Grüße.

Herrenhäuser & das zweitausendeinhundertsiebenundfünfzigste Gedicht

In den Herrenhäuser Gärten von Hannover

Wie hat es dir geschmeckt?

Ein schwärmendes Aroma-„Ah!“,
In dem sich die Urform der Gleichung beweist,
Um die der Planet unsres Menschentums kreist,
Versinkend im Genuss.

Das Kann schwillt an zum Muss
Für eine Geltung immerdar,
Wo jede Papille ihr Fabelreich schmeckt,
Sich fern jeden Abers gen Wohlgefühl streckt,
Zum schwärmenden Aroma-„Ah!“ ...

Midsommarsunset & das zweitausendeinhundertvierundvierzigste Gedicht

Sonnenuntergang auf Aland Ende Juli

Fraglicher Ausklang

Welche der sonnigen Untergangsarten
Wird uns heut Abend zum Weitblick erwarten?

Schlierenumkränzt oder mehr solitär,
Fokusverortet / von irgendwoher?

Plumpst sie mit stummen Padummski ins Meer,
Prasselt sie flammwolken spektakulär?

Dumpft sie tiefrotblau das Himmelszelt ein,
Tüpfelt sie scheibchenzersägt ihren Schein?

Welche der sonnigen Untergangsarten
Wird uns heut Abend zum Weitblick erwarten?

Tischdecke & das zweitausendeinhundertdreiundvierzigste Gedicht

Geangelter Buntbarsch in Aland

Im Outdoors

Es wuchsen mit den Tagen im Wald
Die Binnenradien der Nasenhaare,
Die Insignien des Rückzugs erhärteten bald
Beweise für konsumatorische Ware.

Und alle Manie wurd urplötzlich geerdet -
Wir fielen im Taumel vielglücklich zurück -
Da ein Moosmoses deutete: "Geht hin und werdet"!
Und wir gingen, beherzt. Nicht weit. Nur ein Stück.

Getabergsvägen & das zweitausendeinhundertvierunddreißigste Gedicht

Am Restaurant in den Getabergen

Plumpsklogedanken

Flab, Flab - wie ein letzter Flügelschlag
Vom ausgedienten Albatross.

Flab, Flab - wie die Zahlung vom Restbetrag,
Den ein säumiger Schuldner noch hinblättern moss.

Flab, Flab - wie der Einschlag von letzter Patronen
Im längst entleibten Leib.

Flab, Flab - wie der Windapplaus wehender Fohnen
Für den Flug vom Verdauungsverbleib.

Vargata & das zweitausendeinhundertzweiunddreißigste Gedicht

Gesammelte Briefkästen der Bewohner von Vargata auf Vårdö

Schweifen und Erfahrung

Zig wartende Gesichter ...
Dazwischen harrt ein Dichter.

Der bricht allbald schon auf zur Fahrt
Und spricht: "Das ist halt meine Art!"

Kungliga slottet & das zweitausendeinhundertdreißigste Gedicht

Wache vorm Königlichen Schloss in Stockholm

Schwedisch

... klingt wie ein Vokaltrampolin,
Auf das man zwei Handvoll von Schotterstein streut.
Es lebt von den Fröhlich-qua-Unschuld-Partien,
Von untervolumigen Grindcore betreut.

Es klingt wie der Gischt leichten Seegangs entsprungen,
In all seiner Sehnsucht nach Weite gedrungen,
Und trotz aller Rumpler so rundum vertraut -

Das hat der Mundschenk gut gebraut!

Unter Forellenbeobachtung & das zweitausendeinhundertzwanzigste Gedicht

Am Mittersee bei Reit im Winkl und Ruhpolding

Gewitter in den Bergen

Skeptisch richtet sich mein Blick zu den allerschwärzesten Wolken hinauf,
Die seit Wolkengedenken im Diesseits sich türmten.
Mein hektischer Lauf nimmt noch weiter an Fahrt auf
Passiert all die zukünftig hilflos Beschirmten.

Der Wumms des Donners, der Knall seiner Peitsche,
Der Hieb der Akustik, die Schärfe vom Blitz -
Ich seh, bis zum Bahnhof ist's nicht mehr so weit, schä-
Le mich aus dem Unding gen trockenen Sitz.

Nie lauter, nie doller, nie wütend war letztlich,
Was mir an Gewittern begegnet' -
Schaut, welch ein rasiertes Gebölk von Entsetzlich!

Bisher hat's nur immer geregnet ...

Seiten

RSS - Wasser abonnieren