Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Scham & das eintausendfünfhundertneunzigste Gedicht

Winterbepflanzung im Münchner Schlossgarten

Die Anmaßung (Etappe 3: Errötetes)

Teil des Großgedichts "Hier ruht unsre viel zu früh von uns geschiedene Dorothee-Cosima")

Das errötete Dekolleté
Der durchvögelten Dorothee-Cosima
Umwölkt zart ein Röschen-Bouquet -
Ein Momente umkosendes Immerdar
Von fötenfrischer Geistesreinheit,
Libidinösem Fleisches Meineid -
Ins schwärmende Aroma-"Ahhh!",
In dem sich die Urform der Gleichung beweist,
Um die der Planet unsres Menschentums kreist.
Vom Veilchenaroma beliebreizten Duftens
Zum moschusbeschwerten Fond sinnlichen Schuftens
In den Flauschtierterrains zoologischer Gärten,
Dem mancherlei Poren schon Paarung gewährten,
Dass pure Natur glatt den Urknall verdaut
Im Nachhall ein Schauder bekräuselnder Laut,
Mit dem sich die Gänsehaut so exponiert,
Als hätte ein Faun ihren Po penetriert.

Und bändesprengende Unbändigkeit
Beschämt den Zaum der Beschreibung,
Wird jed Kategorien
Schon im Antritt entflieh'n,
Die da andernorts wär'n Übertreibung.
Ein Kloster reinster Engelsgleichheit
Ist ihres Schoßes Enge Weichheit!

Baumblüte & das eintausendfünfhundertfünfundfünfzigste Gedicht

Baumpilz am Müggelsee

Im Spreewald, off season

Viel Spreekanäle, wohl auch Wald
Grünkohläcker, sehr, sehr kalt
Thermenwärme, wie schnell du entschwindes'!

Süße saure Gurkenzeit
Plinsenbinsenheiterkeit
weiß gefroren

Heiße Ohren
werden Tiefkühlkost des Windes

Nun wär's an der Zeit, dass auch ich was verzehre
wenn bloß nicht diese Leere wäre

Der Himmel über B & das eintausendfünfhundertzweiundfünfzigste Gedicht

Spätsommerhimmel über Berlin

Schöneberger Südgelände

Schöneberger Südgelände
schon' dich güt, vermeide Brände
und verberge schön galant
ausrangiertes Tuff-Tuffland!

Lass Birken bewirken
den Zuzug von Tier'ken
gönn dir auch Robin'chen
zwischen den Schien'chen
betagg alle Wände mit "Ende Gelände"!
Betagt mault manch Gleis-Greis: "Scheiß Umweltverbände!"

Drängt's dein wilderndes Herz noch nach weiteren Faxen?
Dann lass uns mal Schönebergs Norden bewachsen!

Hutstadt & das eintausendfünfhundertneunundvierzigste Gedicht

Mayser Hüte in Lindenberg, Fassadenbemalung

Verherbstet

Das Jahr will sich klammheimlich wieder verpissen,
Dabei hat's seinen Zweck doch noch längst nicht erfüllt!
Bedeckt unter fallenden Blättern: Ein Wissen,
Das die unabgehakte To-Do-List zerknüllt.

Zu Besorgendes wird nun als Plan eingeweckt,
Unter mäßigem Dank an die Enkel verborgt,
Da das Restchlorophyll unsre Fahlheit versteckt
Und die Mienen sind gleichsam entspannt wie besorgt.

Accademia & das eintausendfünfhunderteinundvierzigste Gedicht

Nachtansicht von der Academia-Brücke in Venedig

Vollmondromantik

Vollmondlichtumrandet
Wolkt‘s im himmlischen Gefilde -
So pompös gewandet
Wandelt Nacht sich zu 'nem Bilde,
Das ein Träumer unbeirrt
In den Weltraum projiziert.

Große Wolfsschlucht & das eintausendfünfhundertzweiunddreißigste Gedicht

Große Wolfsschlucht in Wildbad Kreuth

Im Bergbachrausch

Nun, irgendeine Droge muss
Der Bergbach doch enthalten,
Da willensschwach und mit Genuss
Wir forsch in ihm erkalten.

Uns muss ja irgendeine Sucht
In seine Wasser treiben,
Obwohl die eisekalte Wucht
Doch rät, ihm fern zu bleiben.

Sein Rausch ist ja vernehmlich laut -
Und Sonnenstrahlenfülle
Wärmt prickelfrisch-erschöpfte Haut
Zu einer neuen Hülle.

Wusterhausen & das eintausendfünfhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Bahnhof von Wusterhausen (Dosse)

Abendspaziergang durch Wusterhausen

Der Dorfplatz erwartet sehr stumm noch Idylle,
Da des Springbrunnens Vorfreude hüpft, unbeirrt.
Ich schlend're fast lautstark durch Frühabendstille,
Süß umsummt von Gewissheit, dass nichts mehr passiert,
Was klug ausgemessene Schönheit berühre,
Die sich aus der kommoden Verlassenheit speist
Und manche auf Immer geschlossene Türe
Ob der Melancholie ihres Ausharrens preist.

Wie lang kann das abweisend Raue verstecken,
Eh ein zweiter Fontane den Zugang verrät?
Wie nötig ist seinem Bestand ein Entdecken,
Wie gewollt solcher Abstand zur Normalität?

Der Dorfplatz verschluckt mich all diesen Gassen,
Nur des Springbrunnens Unruhe löscht das Klischee.
Die Straße der Schifffahrt scheint doppelt verlassen -
Teil des Kleinods, umschlossen von Dosse und See.

Kyritzer Seenkette & das eintausendfünfhundertneunzehnte Gedicht

Fischerschuppen am Kyritzer See

Brandenburg

Ein Teilstück meiner Seele spielt im Brandenburger Sand.

Von außen schräg betrachtet, doch im Grunde unbekannt,
Herrscht letzte Begegnung mit Dschungeligkeit
Aus hausgebor'nen Samen.

Wo Unbewohnt sich an ein Ungewohnt reiht
Zu fremdster Städte Namen.
Und staubig rau wiegt durch die Zeit:
Der Krach von Fichtenzapfen,
Die wir in trauter Einsamkeit
Beim Seenumrund zerstapfen.

Tsüri & das eintausendfünfhundertneunte Gedicht

Zürich vom See aus

Das Grau der Stadt am See

Zwischen Hmmel und See gräut ein Streifen sich stadt,
Der scheint wie von beiden zu glimmern.
Ein entspannt in sich wiegendes Quantum von Satt -
Von hier wird sich nie was verschlimmern.

Es beruhigt, dass diese Verlässlichkeit hält,
Dass mein Dort! einen Ort kennt, der ungern zerfällt -
Und sei's nur im eigenen Vorstellungsflur.

Zwischen Himmel und See ist das Grau wie ein Blau,
Eine sich in sich selbst inszenierende Show -
Als gäb's Silhouetten auch ohne Kontur.

Frst. Flaschenhals & das eintausendvierhundertsechsundneunzigste Gedicht

Blücherdenkmal in Kaub

In Kaub

Irgendwo im Flaschenhals,
Im Würgegriff von Bahn & Car,
Schmiegt sich an vages Andernfalls
Ein gut durchmischtes Inventar
Aus Fachwerk, Baumarkt und Egal!,
Noch trunken von dem Weine,
Der rund sich aus dem Gestern stahl,
Umsprudelnd das Gegreine
Vom nie gewählten Außenvor -
Als talversenktes Häusermoor.

Seiten

RSS - Wasser abonnieren