Tiere

Gedichte, in denen Tiere die Hauptpersonen sind.

Jardin Botanico & das zweitausendzweihundertdreiundsechzigste Gedicht

Im El Jardin Botanico de Las Hermanas in Vinales

Der Schuldige (Raunen in den Schlachthöfen)

Warum kann's nicht der werte Hahn
Bei einem Kräh'n belassen?

Versteift im Wiederholungswahn
Lernt er uns, ihn zu hassen.

So manchem Vegetarierschwur
Vermasselte ein Hahn die Tour.

Alle Rechte bei Oliver Resken, der das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2023 von mir gekauft hat.

Magdeburger Halbkugeln & das zweitausendzweihundertneunzehnte Gedicht

Magdeburger Halbkugeln / Otto von Guericke Denkmal

10/12 - ein blasphemischer Huftierdiss

Neulich bekehrte mich nächtens:
Keine zehn Pferde verbrächten's
Von meiner Treu mich zu zerren!

Denn, meine Damen und Herren,
(trotz fehlbarer Entschiedenheit)
Dank stählerner Zufriedenheit
Trennt kein Mährchen
Ein Pärchen
Zurück in zwei Hälften -
Und sei'n auch die Gäule bemüht und zu elft, denn

Gott ist ein Schwächling! Und als solch einer schuf er
Die Dutzendware Unpaarhufer.

Düsseldorfer Sittich & das zweitausendzweihundertachtzehnte Gedicht

Halsbandsittich in der Düsseldorfer Innenstadt

Deutsche Papageien

Unsre Farbe krächzt jene Exotik hervor,
Die der Nistplatz uns gleich wieder nimmt,
Und die Ahnung belegt unser inneres Ohr,
Dass irgendwas nicht mit uns stimmt.

Derweil wir von Wurzeln des Bambus' erzähl'n,
Schießt Frost uns ins zarte Genick.
Da all diese Qualen uns längst nicht mehr quäl'n,
Fragt jeder nach unserem Trick.

Entlasst den Laudator, auf dass er erkennt,
Dass jeder verdammt ist zu seinem Talent.

Nachbarn & das zweitausendzweihundertdreizehnte Gedicht

Skyline am Schloss Nymphenburg

Ripostegedicht auf "Das Eichhörnchen und der gestillte Hunger" von Elke Bräunling

Das Eichhörnchen und der gestillte Hunger

Das Eichhörnchen mag faul zwar sein
Und ungerecht zu andern
Und dennoch kann's mit Stolz allein
Durch Wald und Wiesen wandern,
Denn ein Charakterdefizit
Verdirbt uns nicht den Appetit.

Doch rattige Beweglichkeit
Bewirkt, dass man „Boah, eklig!“ schreit.
Trotz Body-Positivity
Verstummt nie unser Hang zum „Iieh!“
In Treu- wie auch in Redlichkeit
Übt sich dies Tier vergebens
Von Abscheu wie auch Schädlichkeit
Trübt sich sein Lauf des Lebens.

Wer da jetzt seufzt, das sei nicht fair -
Der äußert sich bedeutungsleer.
Denn nichts Neues ist, dass uns nur gilt
Das äußere Erscheinungsbild.

Bereits beim Faktor Schwanzvergleich -
Hier nackt verschorft, dort plüschig weich -
Zeigt sich, da tun sich Welten auf.
Und so löst sich's nicht selten auf:

Ist erst das Eichhorn halbwegs satt,
Solch Freundschaft bald ein Ende hat.
Schnell wird's dem Nest der Ratte weichen
Und lästern unter Seinesgleichen.

Essen-Überquerung & das zweitausendeinhundertfünfundachtzigste Gedicht

Kraniche überm Ruhgebiet

Wink gen Afrika

Wenn die Kraniche bald schon in Afrika landen,
Im warmen Matsch dortiger Flußbänke stranden
Und sonnenbefönt vom Erlebten erzählen
(auch interessant: Welche Sprache sie wählen?!),
Wie stieg wohl das Fieber der heimischen Fauna,
Die just überlebte 'ne Bruthöllensauna?

Wir zieh'n durch die Welt, glauben Krisen zu kennen -
Aber uns winkt die Wahl, uns von diesen zu trennen.

Hotel Kyiv & das zweitausendsiebenundneunzigste Gedicht

Blick auf die Fassade des Hotel Kyiv in Bratislava

Aber die Haie

Aber die Haie fraßen
Die Brüste, die deinen; die Scheide;
Der Rundungen Streben nach Maßen,
Umrundet vom weiblichen Neide;
Der Raum und Zeit Vollkommenheit
Und ihre Ebenmäßigkeit -
Von ziellosen Zähnchen zerrissen,
Die nichts in Erotik bemessen,
Nur beiläufig fressen und fressen:
Dich, Kronstadt von Wesen und Wissen.

Schweinebuchtpelikan & das zweitausendfünfundsechzigste Gedicht

Brauner Pelikan in der Schweinebucht

Sehr beliebt: die Osterzeit (Albatross und Pelikan)

Albatross und Pelikan,
Eine Brise Seemannsgarn,
Eine Kaltmamsell mit Brille,
Pekannüssehüllenfülle
Prägt den Tross der Albernheit.
Sehr beliebt: die Osterzeit.
Lotst per Heli einen Kran!
Kalb verkostet Priem auf Kahn,
Prost Alberto, Peter Pan,
Albatross und Pelikan!

Höhenflüge & das zweitausendvierundzwanzigste Gedicht

Briger Denkmal für "King X, den unbekannten Rechthaber" von Uli Wirz

Alpha

Du stößt dich ab, vom Adlerhorst ins Flugdebut zu fallen,
Mutierst vom Quasisäuglingsbalg zur Majestät von allen,
Wirst manch ein Kitz und Murmeltier bald umstandslos erbeuten
Und dir die Schlucht als Jagdrevier wie Hoheitsnistraum deuten.

Doch die Anmut der Schwingen wischt niemals hinfort:
Am Anfang stand der Brudermord.

Doppelgänger & das eintausendneunhundertsiebenundneunzigste Gedicht

Schwan am Isarufer

Potential am Ententeich

Wenn Schwäne mit Tränen in den Augen
An durchgeweichten Brötchen saugen
Zum Hungersoundtrack ihrer Küken
Und du entgegnest kühl "Nun, büken
Die Viecher gefälligst selber ihr Brot,
Dann wäre ihr Wurf auch nicht morgen schon tot!",
Schwärmt Härte über Teig und Teich.

Vielleicht wirst du mal sehr, sehr reich.

Zugvogel? & das eintausendneunhundertsechsundneunzigste Gedicht

Überwinternde Gans am Flauchersteg

Pure Chance (Die Überwinterer)

Wenn ihr die
Hiesigen Breitengrade
Grad Unbehagen bereiten
Und ihr der Biss des Winters stinkt,
Tragen sie alsbald die Weiten
Ihrer Flügel und beschwingt
Gleitet sie gen Afrika
Für ein gutes Vierteljahr.

Dort gilt's bloß, Hyänenzähnen
Forsch die Stinkefeder zeigen!
Und beim Anblick größ'rer Mähnen
Hoch in heiße Höh'n zu steigen,
Um auf flirr'nder Luft zu segeln
Und der Rest wird sich schon regeln
Im besagten Vierteljahr.

Heute klagt man: Afrika
Sei noch so ein Sinnbild vom Voll-Übertreiben -
Man müsse doch gar nicht so weit!
Denn die, die im Froste vor Orte hier bleiben
Wärmt Flucht als pure Möglichkeit.

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