See

Gedichte, für die das stehende Gewässer Model stand.

Thuner See & das neunhundertsechzehnte Gedicht

Thuner See

Am Thuner See

Du fändest Ruhe hier ...
Steht in lebensgroßen Schönschriftstaben
Auf den Bergplakaten

Du tränend Panthertier
Komm und geh dich am Äußeren laben!
Wozu noch länger warten?

Isarlauf & das achthundertneunte Gedicht

Isar

Ripostegedicht zu "Der Reiter und der Bodensee" von Gustav Schwab

Die anderen Reiter und der Bodensee

Tief unten und in Bodennäh'
Harrt auf dem Grund vom Bodensee
Die Reiterschar, die übers Jahr
So durch das Eis gebrochen war

Von Zeh und Huf bis zu den Ohren
Starr'n Ross und Reiter schockgefroren
Hinauf zur milchig strahl'nden Schicht
Wohlwissend: "Manchmal hält die nicht!"

Und jeder, der hindurchgerammt
Schwebt nun zum Zombietum verdammt
Im kühlen Nass, wo nichts verdirbt
Bis er im Frühling richtig stirbt

Wenn Sonnenstrahl die Eisschicht taut
Wird auch der Körper abgebaut
So lange müssen unten warten
Die hier ein Stockwerk tiefer traten

So muss manch Recke nutzlos dümpeln
Im Bodensee und andren Tümpeln

Doch, horcht! Da naht auf seinem Rosse
Vom Ufer ein künftiger Leidensgenosse!

Schon trabt er mit immer leicht schlitternden Tritte
Zum Eingangsbereich der schon knisternden Mitte
Dumpf durchwabert der Schall von dem Todesgalopp
Die zermürbende Stille des Sees, bis dann "Stopp!"

Ein Leichnam namens Bertram schreit
"Ihr Mannen, macht euch mit bereit!
Entreißt eure Leiber des Winterschlafs Betten
Treibt mit mir nach oben, den Knaben zu retten!

Stützt mit den Leibern eurer Rappen
Die Eisschicht, wo sie einen schlappen
Und kläglich tragend Eindruck macht
Und wo's beim nächsten Kleindruck kracht!

Nun, Freunde, was soll ich euch lange behellen
Ihr kennt wohl am besten die heikelsten Stellen!
Vollbring'n wir's mit vereinter Kraft
Dass er's ans andre Ufer schafft!"

Kurz drauf wird die Schicht, wo ihre Deckkraft im Argen
Von den Rücken ertrunkener Pferde getragen

Schon donnert heran das Getrommel der Hufe
Von vorderster Front hört man Jubel und Rufe:

"Es hielt - wir hielten's! Er hat uns passiert!"
Und wenn auch manch Sprung durch die Eisdecke sirrt
Solange die Schutzschicht nur splittert statt bricht
Hält auch noch die Mitte des Reiters Gewicht

Und im Zentrum von alldem hält Bertram sein Ross
Den gefall'nen Gefährten im See nun der Boss
Da der durchschlagskraftmächtigste Tritt auf ihn bangt
Und er nur ruft: "Treffer. Mitnichten versenkt!"

Da schöpfen auch die, die's noch treffen wird, Mut
Zudem dort das Eis mählich dicker wird. "Gut,
Den kritischen Teil hat er nun überwunden
Und bald auch den Weg an das Ufer gefunden

Wo im Schatten der Berge es stärker gefriert
So dass ihm von nun an wohl nichts mehr passiert!"
Da jubelt die Schar und man gibt sich Highfive
Sie tanzen und singen zu "Stayin' Alive"

Doch kommt ein Zwerg hervorgekrochen:
"Just dort bin ich ins Eis gebrochen!"

"Just wo?!" "Nun, er reitet geradewegs hin!
Und dort ist das Eis wirklich dünner als dünn!"

Weh! Niemand traut da gern seinen Ohren
Nur Bertram gibt dem Pferd die Sporen
Und sein treuer Gaul schießt durch das Nasselement
So wie man das höchstens von Seepferdchen kennt

Schon ist's - so sehr strengt es sich an
Gleichauf mit jenem Reitersmann
Wie ein gekipptes Spiegelbild
Dort arglos - da entschlossen wild

Nun wird auch die Gefahr reell:
Den See trifft hier ein warmer Quell
Macht's Eis porös wie Blätterteig
Durchschmetterbar vom kleinsten Zweig

Um zu erkenn'n: Das hält ihn nicht!
Braucht es nicht erst 'nen Testbericht
Auf Verstärkung zu warten, dazu fehlt die Zeit
Also plant Recke Bertram die Rettung zu zweit:

"Wir bleiben stetig unter ihnen
Geleiten sie so wie auf Schienen

Und öffnet sich des Eises Spalt
Geb'n unsre Körper ihnen Halt!"

So ward zum Peak vom Eisschicht-Schwund
Das Pferd dem Pferd ein Untergrund
Bewahrt' es vor dem kühlen Grab
Perfekt getimet im Hucketrab

Dem Highsporn, der nach vorn nur stiert
Wird nicht gewahr, was hier passiert
Schon nimmt er mit 'nem Riesensatz
Im Fließ der Uferwiese Platz

Bloß Pferd und Bertram treib'n zerfetzt
Vom Hufgetrampel arg verletzt
Im eisfrei'n Teil des Sees herum
Wo sie sofort verwesen - dumm!

Denn kaum am Sauerstoff gerochen
Schält sich das Restfleisch von den Knochen
Trotzdem feiert nun stürmisch: "Oh, Bertram, du Held!"
Der Reittrupp Unterwasserwelt

"Siehst du ihn, noch?" "Ja, er erreicht jetzt das Dorf!"
Von den brüchigen Lippen des Boss' blättert Schorf

"Erzähl uns, was tut er?" "Er blickt grad zurück!
Ich denke, allmählich begreift er sein Glück.

Und nun ... bitte, nein! Gott, das glaub ich jetzt nicht!"

Na, ihr kennt ja das Ende vom andren Gedicht!

Tier(e im )Garten & das sechshundertsechsundneunzigste Gedicht

Im Tiergarten Berlin

Die Schlacht am Schlachtensee (Präludium)

Wenn Tauben ihre Ohren spitzen
und Spatzen schmatzend Silben (...)bitzen
dein Hund in Mikrowelsen gart
wird dir gewahr: Das Ente naht!

Wenn die sich erst trauen
am Menschen zu kauen
werd'n die ein'n nach'm andern
am Stück uns verdauen

Dir schwant beim Anblick jedes Schwanes:
Das Tier plant ganz was Abgefahr'nes!

Und niemand von uns wird in Ehren ergrauen
wenn die sich erst trauen
wenn die sich erst trauen

Ammersee Südspitze & das sechshundertsiebenundfünfzigste Gedicht

Ammersee Südspitze

Der Kuss

"Hilf mir! Hilf!", rief's aus dem Schilf
"Ich bin 'ne verwunsch'ne Milf!
Nur ein Kuss kann mich erlösen
Von dem Fluch, der einem bösen
Zauberer dereinst entfuhr!"

Ich besann mich, rief retour:
"Böte ich um deiner Nöte
Meine Lippen dar dir, Kröte
Wäre es nicht nachgerade
Um den raren Zauber schade
Der dem Ufer innewohnt?

Wie würd' uns solch Schritt gelohnt
Sagte ich: 'Okay, da helf i!'?
Zur Erinn'rung gäb's ein Selfie -
Doch beraubt wär dieser Platz
Um den insgeheimen Schatz!"

Und leicht mäulig durchheulte die Halme ein Wind ...
Doch wir wissen jetzt, wo wir uns finden, mein Kind!

Seeschwäche & das sechshundertsechsundfünfzigste Gedicht

Am Ammersee

Die Spree

Ick seh die Spree mehr so als See
Nich die See, sondan der

Sons hätt ick ja ooch eh'r jesacht
Ick säh die Spree als Meer,

Der Herr!

Weiherbach & das fünfhundertvierundneunzigste Gedicht

Weiherbach bei Puchheim

Seelenfrieden

Hier schwappt es sich aus
Das bekloppte Getue
Mal murgelt das Blesshuhn
Und mal gibt es Ruhe
Es gurgelt ein Wellenversuch

Da muss was im See sein
Das atmet die Seel' ein
Und fläzt sich zufrieden in Frottee und Tuch

Und du sitzt daneben
Schaust raus auf den See, denn
Da blitzt immerzu etwas Sonne im Schwipp
Tanzt dunkliger Glimmer
Von tanigem Schimmer
Allplanig galönzigt ein windhauchend Trip

Und mulmig riecht die Kühle rüber
Ein Natterich schlürft durch die Küber
und Barkschmelz küsst die Leckenlipp

Am Ufer von den Badeseen
Entsperrt sich alles Grundversteh'n

Wörthsee & das fünfhundertfünfundvierzigste Gedicht

Wörthsee

Dem Abendroten

Ich steh
Am See
Dem abendroten
Und denke an die lieben Toten
An Minuten, verschwendet im Tran meiner Kindheit

Denn skandalös endlich und rar war'n und sind Zeit
Und Aufmerksamkeit, die im Damals geboten

Wär'n sie jetzt hier, am Abendroten
So berichtete ich den verschwundenen Leuten
Wie viel ihrer Wunden mir heute bedeuten
Dass manch ihrer Witze ich heut erst versteh

Und in dem Moment scheint es, als lächle der See

- Mehr Gedichte zum Alter, Sterben und Tod -

Bodenseenebel & das vierhundertdreiunddreißigste Gedicht

Bodensee bei Bregenz

Morgennebel

Der See ist über die Ufer getreten
Und lichtstrahlberaubt hört man flüchtiges Beten
Der Anraineralten und andren Gestalten
Die superheldsehnend die Fingerchen falten:

"Ihr, die Ihr das Nichtzuvollbring'nde vollbringt
Schier unüberwindbare Gegner bezwingt
Ihr Verfechter und Rächer des Guten auf Erden -
Mögt ihr uns nicht helfen, den See loszuwerden?"

Doch all die Gebete zerwabern im Nebel
Der dräuend über allem hängt
Der See steckt bedrückend in all dem Geschwebel
Das täglich auf die Ufer drängt

Darunter fleh'n sterbende Seelen: "Mehr Licht!"
Doch nichts dringt nach draußen, der Nebel hält dicht

Sommerfrischen & das dreihundertundelfte Gedicht

Tegernsee

Aufziehende Gewitter.

Talkessel

Das von Bergkettenbändern gebändigte Land
Hechelt am Knebel der glänzenden Seen
Und ständig fließt irgendwas über den Rand
Und Ängstlichkeit reift längst zum bangen Versteh'n:
"Vorm Deifi sind wir hier im Tal niemals sicher!"
Und höhnisch erklingt auf den Höh'n ein Gekicher
Rauscht eisekalt brausend als Windstoß hinab!

Vom See schweigt Kühle wie ein Grab

Es fröstelt tief in allen Seelen
Die hier fromm ihr Leben fristen
Und oft sich mit der Frage quälen:
"Weshalb kommen die Touristen?"

Tegernsee & das zweihundertneunzigste Gedicht

Tegernsee

Kurze Tourpause mit langen Aufenthalten an Seen. Today: Tegernsee.

Gewissenlos (oder Das Los der Gewässer)

"Wie sieht's aus, Herr Tegernsee
Woll'n'wa dich heut ärgern?" "Nee!"

Nun, solch ein Protest wird ihm schwerlich was nützen ...
Man muss Gewässer besser schützen!

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