Religion & Philosophie

Weltreligionen und spirituelle Erhellungen sowie religiöse Bräuche, Themen und Protagonisten in Versen.

Absageüberbleibsel & das eintausendneunhundertfünfundneunzigste Gedicht

Der nach der Winter-Tollwood-Absage verbliebene Zauberwald mit glitzerndem Pegasus von Torsten Mühlbach

Lass mal an uns selber glauben

Scheint, dass ich mich beim Zwiebelnschneiden
Von Jahr zu Jahr verbesser!
Natürlich müssen da andre entscheiden -
Im besten Fall, freilich, die Messer!

Ich denk ja, dass für mich das Jahr
Zweitausend sehr entscheidend war.
Vermutung nur zwar, die durch wenig zu stützen
(wem sollten Details hierzu letztendlich nützen?) -
Doch setzt das Ergebnis ein ganz klares Zeichen:
Es lässt, was man wirklich will, sich auch erreichen!

Und das Schneiden von Zwiebeln ist fürs Kochen soo wichtig!
Wer echt an sich glaubt, kann's von selber bald richtig!
Im Jahre Zweitausend hat's bei mir dann gefunkt,
Rein kochtechnisch ein Wendepunkt.

Diesen Rat mag zur Weihnacht ich Mutlosen schenken:
Auch tränenden Auges stur positiv denken!

Wintermond & das eintausendneunhundertsiebenundachtzigste Gedicht

Winterlicher Vollmond am Tegernsee

Gerafft?

Sehr schleierhaft, wie Schleierhaft
Es leis in manch' Geseier schafft,
Ein Zeichen freier Kraft zu sein.

Sie bleibt ein Eid auf Heiland Schaft,
Gebenedeit vom Eiersaft
Jahrhundertreifer Wundenpein.

Flammenkopf & das eintausendneunhundertneunundsechzigste Gedicht

Flammenkopf-Bartvogel in der "Welt der Vögel"-Vogelhaus im Zoo Berlin

Ein Patzer

Ein seltsam trüber Abstand schiebt sich
Zwischen mich und meine Pläne.
Ein Hauptziel färbt sich unbeliebt, ich
Neig zum Reißaus meiner Zähne.

Die Wichtigkeiten sind nun kindlich,
Gebarten sich lang als Reflex -
Ihr Leumund wird mir unerfindlich,
Sie degenerieren zu Gags.

Ein seltsam trüber Abstand schiebt sich
Zwischen mich und meine Pläne.
Er klärt sich auf, wenn man sich letzte Unrast vergibt.
Ich schüttle den Kopf und gähne.

Gummibäume & das eintausendneunhundertzweiundfünfzigste Gedicht

Reifenhalde in der Nähe vom Waldseiter Hof

Die adventlichen Müllsammler

Der Marabu ist mein Begleiter
Beim Schreiten durch den Müll.
Wir sind umwolkt von Futterneid, ver-
Meiden aber still
Und schweigend, hier Formen der Missgunst zu zeigen -
Uns eint wie entbrüdert, die Kunst abzuzweigen
Von dem, was hierher abgemüllt
Und unsre simplen Mägen füllt,
Seit Bissenwissen uns umweht,
Von dem, was andren obsolet.

Wir teilen als glücklose Stelzvögel hier
Die Früchte der feuchtwarmen Zone.

Uns kümmert nicht mehr, ob da Mensch oder Tier
Ist fremderleuts Herrgottes Sohne.

Tonangeber & das eintausendneunhundertvierundvierzigste Gedicht

Weihnachstmarkt auf dem piazza dei signori

Einsackbarer Reis

Ich streb nach der Neutralität des Reis' -
Muss gar nicht so viel sein, nur verlässlicher Grund.
Meine Unaufgeregtheit verlangt diesen Preis -
Ich entfalte die Stärke durchs Sein im Verbund.

Ich streb nach der Leistungsbereitschaft des Reis' -
Will vielerlei Soßen Geschmacksträger sein -
Leg eigene Krönungen vorerst auf Eis -
Verschreib mich qua Körnung dem Drall vom Verein.

Ich streb aber auch nach der Vielfalt vom Reis,
Von dem Toprating-Augenmerk blind unterschätzt.
Die Wirkmacht der Milde sucht keinen Beweis
Und wird selten in fremde Jargons übersetzt.

Kastellburg der Scaliger & das eintausendneunhundertvierzigste Gedicht

Das Castelvecchio in Verona

Kurzauftritte

Des Nachthimmels Lichter zieh'n über mich hin ...
Sie schluckt ihr Verschwinden - ich bleib, wo ich bin.

Gut dreißig Jahr' später zieh'n sie hier vorüber,
Schrei'n: "Wer, werter Herr, blieb nun letztendlich über?!"

Oase & das eintausendneunhundertsechsundzwanzigste Gedicht

Oasenstadt an der Straße der Kasbahs

Oase

Ein hier nicht zu Vermutendes, das kündigt sich nicht an.
Die Wut treibt so Verbündete: "Wir glauben schlichtweg dran!"

Basilika & das eintausendneunhundertsiebzehnte Gedicht

Basilika der Ausgrabungsstätte Volubilis

Der verspätete Frühjahrsputz

Es war so, dass
Wir beim großen Frühjahrsputz nur

Ein paar Spinnen die Netze zerstörten.
Wir inhalierten Hausstaub pur,
Wir kauten wohin wir gehörten
Und war'n schweißnass.
Es war ja so:

Da eine nahe Bess'rung glomm
Aus dem Fakt, dass wir uns so bemühten,
Erglaubten wir uns stur wie fromm:
"Noch nicht Sichtbares lässt sich erbrüten!".
Von irgendwo

Rief plötzlich vermeintliche Reinlichkeit "Schnapp!" -
Wir jubelten einig und klatschten uns ab.

Auf der Straße der Kasbahs & das eintausendneunhundertelfte Gedicht

Auf der Straße der Kasbahs

Wortbrüchig

Das Komma nimmt am Eingang Platz,
Wo das Geschwafel tagt.
Ich spreche einen halben Satz
Und alles ist gesagt.

Die Ruhe steht nicht im Vertrag -
Sie schlupft in Horizonte.
Wo sie im Weitaus mehr vermag,
Als mein Wort halten konnte.

Fés & das eintausendneunhundertsechste Gedicht

Blick auf die Médina von Fez

Weg der Erkenntnis

Und immer wanken Topographen
Den Wirrwarr‘n hoffnungshinterher.
Entwürfe, die sie schon verwarfen,
Zerknüllen ihr Erkenntnismeer.
„Aber Wasser ist nicht faltbar!“,
Tönt es trotzigneunmalklug -
Um Schlag Acht ist nicht haltbar
Der Versuche Neuversuch.

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