Kunst & Inbrunst

Gedichte zur Kunst und der künstlerischen Inbrunst nebst dem entsprechenden Leiden.

Weißblauweiß & das eintausendsechshundertdreißigste Gedicht

Auf dem verschneiten Moorweg 1 in Benediktbeuern

Auf einen Tee bei von Unverbesserlich

Wie schwerfällig die Zeit sein kann,
Sobald sie auf dich trifft!
Die Leichtigkeit entweicht und dann
Schwärmt Leere aus wie Gift.

Die Unterhaltung auszuhalten,
Schwör ich mir jedes Mal -
Schon graben deine Sorgenfalten
Ein gnadenloses Tal.

Wend nun auch ich mich von dir ab,
Da alle Welt schon ging?

Ach, was - wenn du dran Spaß hast, grab!
Ich weiß, das ist dein Ding.

Telemilla & das eintausendsechshundertvierundzwanzigste Gedicht

Mein wartendes Mikro im Milla Club München

Erste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Yoga, Serienbingen, Netflix, Geschwurbele, E-Mobilität, Marilyn's Army, Hochzeitsfotografen und Fanfiction.

Marilyn's Army

Wir wurden in die Arsenale bestellt
Für den Sturm auf die Charts einer anderen Welt,
Wir haben gewetzt und geschliffen.

Wir stimmten uns ein,
Immer lautstark zu sein,
Haben früh auf Besoldung gepfiffen.

Wir sind vielleicht längst schon die Letzten an Bord
Doch erfüllen verlässlich im Trance den Akkord,
Seit man uns für Verschworenheit bucht.

Gescheiterte zwar,
Gleichwohl immer noch da -
Vom Punkrock beschenkt und verflucht.

Vom Traum, alles & das eintausendsechshundertvierzehnte Gedicht

Die Skulptur "Vom Traum, alles hinter sich zu lassen" von Andreas Kuhnlein  in der St. Josephskirche in der Maxvorstadt

Erfolg

Bislang hat dir alleine der Raum zugeschaut,
Man ist an dir vorüber gehypt
Und das Publikum hat eine Mauer gebaut,
Die unüberwindbar verbleibt.

Dessen Ignoranz feiert im Graben ein Fest,
Bei dem man beherzt für sich selbst applaudiert.
Man zeigt sich erkenntlich und denkt sich den Rest,
Sitzt da und toleriert.

Mittlere-Isar-Kanal & das eintausendfünfhundertachtzigste Gedicht

Brücke über den Mittlere-Isar-Kanal bei den Ismaninger Fischerteichen

Vor der Zielgeraden

Wir sind so weit gekommen, dass das Ziel uns beschämt
(dabei sind wir längst merkwürdig desint'ressiert).
Die Beschwerlichkeit hat unsern Eifer gezähmt,
Wir wittern den Endspurt, wie paralysiert.

Lass uns umkehren und unsern Irrtum erkennen -
Nach Diktat legen hehrste Motive sich wund!
Wir können ab heut alles anders benennen.
Wir reisten aus einem vergessenen Grund.

U1 Westfriedhof & das eintausendfünfhundertsechsundsiebzigste Gedicht

Der U-Bahnhof Westfriedhof in München

U-Bahnhof Westfriedhof

Am U-Bahnhof Westfriedhof stehe ich
Ein Stockwerk unter den Toten.
Als Philosoph verschmäht man sich -
Ich verpass mir die schlechtesten Noten!
Hier loggt sich die Endstation doppelt ein,
Uns buntbeglast zu erhellen,
Stoppt dich in der Verlockung, dein
Wirken über die Toten zu stellen.

Glyptothek & das eintausendfünfhunderteinundsechzigste Gedicht

Bauarbeiten an der Glyptothek München

Papperlapapp - im Lockdown light

Wir wappnen nach rüde gekapptem Berappeln
Uns müde, schlapp und eingeschnappt
Fürs Abseits, in dem wir als abkömmlich zappeln,
Von Albträumen plappernd, wie lang das noch klappt.

Punta della Dogana & das eintausendfünfhundertneununddreißigste Gedicht

Die Punta della Dogana in Venedig

Wie schön, das letzte Wochenende noch einmal für den zweiten Venedig-Ausflug in diesem Jahr genutzt zu haben ...

Die Ausstellung

Hier wird ein kleiner Teil der Welt
Mir auszugsweise vorgestellt ...

Doch ob das, was als Bild ich ja durchaus versteh',
Auch gilt, wenn ich's da draußen seh'?

Saisonabschluss & das eintausendfünfhundertachtunddreißigste Gedicht

Maximillianstraße mit Merkurbrunnen in Augsburg

Publikum und Akteure haben lange durchgehalten, das Open-Air-Vergnügen in Zeiten der Indoor-Verbote aufrechtzuerhalten, aber nun müssen wir die Bühne im Garten der Seidlvilla wieder abbauen. Um sie möglichst bald wieder zu reaktivieren.

Spätsommersoirèenausklang

Nicht nur die Harten komm'n in'n Garten,
Auch die Zarten wie Aparten,
Selbst Spaten-Bier-Trinker sind uns willkommen
(Ganz arge Stinker ausgenommen)!

Kommt herbei, Euch vollzusaugen
Über Hahn- und Hühneraugen,
Um der Hirne heit're Stumpen
Zum Finale vollzupumpen,
Abstandswahrend, halb verloren,
Wird der Spaß dann eingefroren!

Paradeplatz & das eintausendfünfhundertachtzehnte Gedicht

Baumplastik auf dem Zürcher Paradeplatz

Pflanz Schmach

Du darfst dem Verordneten niemals parieren,
Becircen dich auch Argumente!
Pflanz Schmach mit den Schlag auf verordnende Nieren,
Ruf Aufmüpfigkeit aus der Rente!

Du weißt: Ihr Ansatz ist korrekt.
Doch das Herz schlägt fehl in den Methoden.
Verhehl dir nie, wie schön ein Gleichschritt verreckt
Und zertret die entsprechenden Hoden!

Flottenattrappe & das eintausendfünfhundertsechzehnte Gedicht

Kanus in der Masoala Halle im Zürcher Zoo

Der Saxophonist

Du kannst den Bebop nicht alleine,
Allein bist du bedeutungslos!
Zu viel im Kopp, zu wenig Beine -
Bläst du dich auf zum Gernegroß.

Du wirst zu freiem Spaß jonglieren,
Zwängst du dein Ich ins Kollektiv.
Da zählt, sich selbst zu imponieren
Im prachterkämpften Töneschief.

Erkenne deiner Kühnheit Zügel,
Dass dich dein Stolz zur Statik hemmt!
Es mildert die verspürten Prügel:
Dass du es bist, mit dem man jammt.

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