Kunst & Inbrunst

Gedichte zur Kunst und der künstlerischen Inbrunst nebst dem entsprechenden Leiden.

Adria & das zweitausendzweihundertdreiunddreißigste Gedicht

Die Adria bei Lido di Jesolo im Februar

Auf dem Nullmeterturm

Von dem Punkt, ab dem man das Meer sehen kann,
Gilt für mich alles als Strand.
Und dass man auf sowas nie zählen kann, Mann -
Das hab ich auch schon erkannt!

Wo niemals Erfüllbares Horizont ist,
Mühst du's vergebens zum Fakt.
Ich steh, derweil du noch Entfernungen misst,
Hier schwimmbereit, einsam und nackt.

Mein Leipzig & das zweitausendzweihundertzweiundzwanzigste Gedicht

Mein Leipzig lob ich mir - Leuchtreklame in der Leipziger Innenstadt

Der Kauz

Im Kreuzfeuer der Rückschlagsalven
Hör ich dich Witze reißen.
Für dich zählt's erst als Überfall, wenn
Sie sich in dir verbeißen.

Das hältst du durch, gibst du dir vor
Und schießt ein frühes Anschlusstor -
Na klar wirst du verlieren.

Aber gegen dein Lachen
Lässt sich auch nichts machen -
Man kann's nicht ignorieren!

Düsseldorfer Sittich & das zweitausendzweihundertachtzehnte Gedicht

Halsbandsittich in der Düsseldorfer Innenstadt

Deutsche Papageien

Unsre Farbe krächzt jene Exotik hervor,
Die der Nistplatz uns gleich wieder nimmt,
Und die Ahnung belegt unser inneres Ohr,
Dass irgendwas nicht mit uns stimmt.

Derweil wir von Wurzeln des Bambus' erzähl'n,
Schießt Frost uns ins zarte Genick.
Da all diese Qualen uns längst nicht mehr quäl'n,
Fragt jeder nach unserem Trick.

Entlasst den Laudator, auf dass er erkennt,
Dass jeder verdammt ist zu seinem Talent.

Tölendenkmal & das zweitausendeinhundertzweiundsiebzigste Gedicht

Zinneken Pis in Brüssel

Schwabinger Schlachtruf

Wir wollen die Enormen sein,
Man zwängt uns nicht in Formen rein!

Man kriegt uns nicht bedingungslos,
Wir sind vor allen Dingen groß!
Wir sind wie Frau von Reventlow:
In München ein Event und Show!

Wir wollen uns enorm erheben!
Als hätt's dies nie zuvor gegeben ...

ABBA & das zweitausendeinhundertsiebenundvierzigste Gedicht

Im Abba-Museum Stockholm

Im ABBA-Museum

Der Vorwurf des Allzu-Gemachten
Rinnt dahin im Schon-längstens-gemacht.
Ein Chorus des einstmals Verlachten
Schien heut Abend von Grund auf durchdacht
Und wird es am morgigen Tage noch sein -
Verhallt ist allein
Mein schon sehr altes „Nein!“.
Und froh begrüßt kehrt Ruhe ein,
Beweis meiner Gelassenheit
(Derweil noch wer „Mehr Hassen!“ schreit).

Von Niederlage zu reden, befind ich,
Wär schlichtweg sehr unangemessen.
Auch tanzend verbleibt mir jed Grundsatz verbindlich -
Die Härte allein ist vergessen.

Pommerngalione & das zweitausendeinhundertsiebenunddreißigste Gedicht

Galionsfigur der Pommern im Hafen von Mariehamn

Aspekte der Hutfertigung (eine Erinnerung an Lindenberg)

Mit Hitz‘ und Druck am Ziehstand schrumpft
Ins Drittelsein der Stumpen.

Wo ein Detail mit Feinschliff trumpft,
Bleibt Größe Maß der Lumpen.

Danubiana & das zweitausendeinhundertdritte Gedicht

Das Danubiana Meulensteen Art Museum bei Bratislava

Auf Planken

Ein plankiges Holzbodenbohlengeräusch
Dankt artig dem Wanken mit Klang -
Da ich mir grad meines Gangs Fortschritt ertäusch'.

Ich hangle im Tran mich entlang
Und mag die zwar planlose Holzresonanz
Als mangelndes Dasein bewahr'nde Instanz.

Denn sie zeugt jedem Schritt, den ich gehe, Präsenz
Mit sittsam wie vehement steter Frequenz.

Gern wär ich im Stande, den Holzbodenplanken
Für jenen Gesang meines Ganges zu danken.

Neue Stary Most & das zweitausendachtundneunzigste Gedicht

Die Straßenbahnspur auf der renovierten Stary Most / Alten Brücke von Bratislava

Angebiestert

Plötzlich biestert's mich an, dass ich gar nichts versteh,
Dass ich hoffnungslos rätselnd komplett überseh,
Wo Essenz vor sich seint
Und des Daseins Meriten,
Vom Stumpfsinn verneint
Und umzingelt von Nieten,
Die ich sehenden Auges nicht wirklich erkenne,
Weil ich stümperhaft Wertes vom Unwerten trenne,
Dass ich trotz voller Fahrt
In längst höherem Gange
Auf nutzlosem Grat
Nie nach oben gelange.

Mitter- und Lödenseepassage & das zweitausendeinundneunzigste Gedicht

Der Übergang von Mitter- zum Lödensee bei Reit im Winkl und Ruhpolding

Verlust & Stolz

Die wieviel größte Sünde
Ist die schnöde Vorhersehbarkeit?
Sie stößt dich ab in Gründe,
In die Ödnis verlorener Zeit.

Den Countdown deines Lebens
Macht umgähnte Zeit doppelt bewusst.
Im Dunkel inn'ren Bebens
Überschlägst du bereits den Verlust.

Du sprichst zurecht den schuldig,
Der Vorhersehbarkeit brät zur Pein.

Verbleib mit Stolz geduldig -
Ein Zuviel an Beschwerde macht klein!

Weitsee & das zweitausendneunzigste Gedicht

Am Weitsee zwischen Reit im Winkl und Ruhpolding

Was Paradiesvögel singen

In den Randbezirken von Paradiesen
Läuft man barfüßig über den Schnee,
Man kikerikit reine Lautexpertisen
Und tränkt mit Daiquiri den Klee.

Ich weiß, Spatz, du wirst dies als gestrig schelten -
Du schätzt Freiheit alleine aus Not.
Hier schält sich die Regel vom Zwang frei, zu gelten -
Und du hast hier Redeverbot!

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