Kleidung

Gedichte, in denen Kleidungsstücke die Protagonisten sind.

Durchblick & das zweitausendvierzigste Gedicht

Blick auf Schloss Spiez

Zum Loch im Schritt meiner Lieblingsbuxe

Es leistet die Hose grad da sich ein Loch,
Wo auch meine Unterbux leckt.
So zeigt sich falthaarig ein Sackstückchen noch,
Obschon rundum doppelt bedeckt.

Doch, Freunde, vielleicht gibt's im Rund dieser Welt
Zehn Menschen, den'n solche Entblößung gefällt!?
Die mit jener Entdeckung Schwung
Nebst Mannschaftsportsbegeisterung
Beschließen, zum Team sich zusammenzuschließen,
Und mit mir trainieren das Fußbälleschießen!?
Wir hangeln uns von Sieg zu Sieg
Hin zum Gewinn der Champions League!
Und in Interviews wird oft gefragt, wie es kam,
Dass sich diese Mannschaft formierte -
Dann wühle ich just den Teil Sack aus der Scham,
Der einst durch mein Hosenloch stierte.

Ein Augenblick Hoden - wie kurz auch - vermag,
Den Lauf aller Bälle zu ändern ...
Zeig dich unbeeindruckt von Moden und trag
Mit Stolz den Verfall von Gewändern!

Nur du konterst bar der Erkenntnis vom Zweck:
"Jetzt echt: Diese Hose - wirf endlich mal weg!"

Islas Purpurinas & das eintausendneunhundertneunundzwanzigste Gedicht

Blick auf die Islas Purpurinas von der Festungsmauer von Essaouira

Erdal Rex

Ist die Richtung auch falsch, in die ich mich bewege -
Am Ende kommt immer das Meer.

Aber wirkt sich das aus auf die Wanderschuhpflege?
Nun ja, ich befürchte wohl: sehr.

Osterseepanorama & das eintausendsechshundertdreiundsiebzigste Gedicht

Blick über den Großen Ostersee

Vierte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Angst vor dem weißen Blatt, Discounter, Kratzbäume, Joggende, Porzellanservices und atomare Endlagerung.

Joggende

Man glaubt's kaum, doch ich trau's dir zu,
Du fandst noch grad vorm Spiegel "Whooo!
Ich schnittigflotter Sausewind
Feg gleich durch alle Gassen!"
Laut schreit dein Outfit "Gott ist blind",
Vom Mindestmaß verlassen.

Jede Zeit hat ihr Debakel
Von ästhetischer Natur -
Bald huschst du als Gehweg-Makel
Zum "Das geht echt gar nicht!" pur.

Magst du dich nicht hinbegeben,
Wo man unverdächtig schwitzt?
Eh durch das gepflegte Leben
Ständig dein "Ich trau mich!" blitzt?!
Bürgersteige sind dem Sporte
Selten zugeneigte Orte.

Pension Cortina & das eintausendfünfhundertdreiundfünfzigste Gedicht

Treppenhaus der Hotel Pensio Cortina an der Kantstraße in Charlotenburg

Stadtteiler Zweizeiler: Charlottenburg

Charlottenburger Burkamotten
per Gucklochfraß der Deckkraft spotten

Ankunft Tegernsee & das eintausendfünfhundertfünfunddreißigste Gedicht

Blick auf den abendlichen Tegernsee

Zum Ende (der ersten Etappe)

Der meilenschwere Schuh am Fuß
Latscht meilenschwer zum Abschiedsgruß
Vom schmiegsamen Gehorsam.
Und biegarm härtet sich der Rist,
Beschwerdlich schwärt ein Schmerzensmist -
Wo wir noch so viel vorhab'n!

Kampehl & das eintausendfünfhundertzwanzigste Gedicht

Hof in der Ritter Kalewuz-Ortschaft Kampehl bei Neustadt an der Dosse

Frühherbstdümpeln

Das schon jetzt in den leidigen Winterklamotten
Über-die-scheidenden-Wiesen-hin-Trotten
Träumt ständig vom Mediterranen.

Doch den Kreislauf zu preisen obliegt den Bigotten,
Eh sie verschleißend im Hausflur verrotten
Und mildere Wechsel erahnen.

Unsre rosige Haut müffelt blass, wie gesotten
Von dem Parfum all der Winterklamotten.
Triumphe gilt's nicht mehr zu planen.

Clemensstraße & das eintausendvierhundertzweiundachtzigste Gedicht

Hausfassade in der Clemensstraße zu Schwabing

Das Leibchen des Filius'

Am Tag, da ich dies Hemd erstand,
Warst du als Halt noch lebend hier.
Ist erst zerschlissen mein Gewand,
Lieg ich wohl bald schon neben dir.

Aschermittwoch & das eintausenddreihundertzweiundachtzigste Gedicht

Karneval von Venedig 2020

Im Karneval (sieht bislang alles ganz gut aus ...)

Die Schönheit der Kostüme
Frisst Body-Ungetüme,
Es lässt vom Karnevalen
Sich Unmaß überstrahlen.
Schon schluckt der Schminke Gnade
Manch Mix der Promenade
Und kurz erlöscht Vergesslichkeit
Die grund(s)ätzliche Hässlichkeit.

Strada & das eintausenddreihundertsiebenunddreißigste Gedicht

Weihnachtsbummel in Mailand

Mailand im Novembermeer

Mailand im Novembermeer
Schwaden süßer Güte
Perlend sprudelt der Verkehr
Auch: sehr schöne Hüte

Gruam & das eintausenddreihundertdreißigste Gedicht

Zur Gruam - Kneipe/Club am Schlachthofviertel

Der Aufgussmann (singt für mich den Mittelmaßblues)

Der Aufgussmann ist der bestangezo-
Gene Mensch einer sehr kleinen Welt.
Im Opernhaus säh man das sicher nicht so -
Was er trägt, ist kein Alltagsgefällt.

Sich solche Wirkwelt auszuwählen,
Hab ich all mein Leben lang niemals gepackt.

Ich trug durch die Zeit immerfort dieses quälen-
De Wissen: Ich bin hier trotz Kleidung nur nackt.

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