Geld, Arbeit, Karriere

Gedichte zu den Themen Geld, Karriere, Reichtum - und die liebe Arbeit.

Bernriedview & das eintausendsechshundertsiebenunddreißigste Gedicht

Blick von Bernried gen Neusee

Zweite Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Heinzelmännchen, Zustand zwischen Schlaf und Wachsein, Carmina Burana, Glückspilze, Vampire, Energetische Gebäudesanierung, Gewissheit des Todes, Gutes Reimen, Frischluft, Griechenland und Vernichtung der Menschheit.

Glückspilz

Ich fürchte schon, anderen Unglück zu bringen -
Verbrauch ich doch selbst zu viel Glück.
Ich scheine den Most aus dem Osten zu wringen,
Wenn ich mich gen Westen nur bück.
Ich sah ja die Besten der Nachbarn verderben -
Zuhauf konnte ich ihre Hoffnungen erben.

Und Stück für Stück drücken sich meine Lamellen
Ins Glück all der Doppelhaushälftenparzellen.

Ich werde mich flechtenhaft weiter verbreiten,
Bis dass die Böden ausgelaugt.
Auch fortan wird mich Miss Fortuna begleiten,
Von meinem Myzel angesaugt.
Ist erst der ermüdende Süden verlassen,
Zieh ich aus dem Norden mir Orden in Massen.

Ein Stückchen vom Glück willst auch du erfleh'n? Wehe,
Es ist dies Pilz' Sporenflor in deiner Nähe!

Moorwegdeko & das eintausendsechshundertvierunddreißigste Gedicht

Auf dem verschneiten Moorweg 1 in Benediktbeuern

Zweite Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Heinzelmännchen, Zustand zwischen Schlaf und Wachsein, Carmina Burana, Glückspilze, Vampire, Energetische Gebäudesanierung, Gewissheit des Todes, Gutes Reimen, Frischluft, Griechenland und Vernichtung der Menschheit.

Heinzelmännchen

Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Doch ohne wusst' man fast nicht weiter -
Da holte man den Gastarbeiter!

Zweigleisig & das eintausendsechshundertfünfundzwanzigste Gedicht

Auf dem verschneiten Moorweg 1 in Benediktbeuern

Erste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Yoga, Serienbingen, Netflix, Geschwurbele, E-Mobilität, Marilyn's Army, Hochzeitsfotografen und Fanfiction.

Der Hochzeitsfotograf

Sein schwarzer Quader ist Pilgerstätte
Der schönsten Tage des Lebens.
Frömmelnd strömen sie selig ihm zu, so als hätte
Die Akklamation des Entschwebens
In seinem Fokus ihren Platz.
"Du schaust bezaubernd aus, mein Schatz!"

Das schönste Paar der Welt zu erschaffen
Bei gegebener Kalamität?!
Sind Belichtung und Photoshop hinreichend Waffen?
Hält der Schutzmantel der Pietät,
Um für Jahrzehnte zu verklär'n?
"Ich konnt' mich damals gar nicht wehr'n!"

Eisern hält der Dompteur aller Blenden
Die Kaaba zum Abschuss bereit,
Um der Euphorie Glanz als Motiv zu vollenden.
"Du hattest ein so schönes Kleid!"
So schreitet stracks ins Immerdar,
Was einen Tag lang Wahrheit war.

Und was
Beseelt solchen Zeugen von nur Schönsten Tagen?
Nun, das muss man ihn bei Gelegenheit fragen ...

Vom Traum, alles & das eintausendsechshundertvierzehnte Gedicht

Die Skulptur "Vom Traum, alles hinter sich zu lassen" von Andreas Kuhnlein  in der St. Josephskirche in der Maxvorstadt

Erfolg

Bislang hat dir alleine der Raum zugeschaut,
Man ist an dir vorüber gehypt
Und das Publikum hat eine Mauer gebaut,
Die unüberwindbar verbleibt.

Dessen Ignoranz feiert im Graben ein Fest,
Bei dem man beherzt für sich selbst applaudiert.
Man zeigt sich erkenntlich und denkt sich den Rest,
Sitzt da und toleriert.

1972 & das eintausendsechshundertzehnte Gedicht

Olympia Regattanturm bei Feldmoching/Oberschleißheim

Eigen Heime

Am Stadtrand formiert sich das Kleine Glück,
Erschwing- wird zur Gemütlichkeit.
Der Stillosmix probiert ein Stück,
Das nicht nach Rezensionen schreit.

Die City rümpft pikiert die Nase
Und wiegt sich in der Meinungsblase.

Eh man ins Drive-Now-Auto steigt,
Die Händchen "Schön war's, danke!" fächeln,
Noch bis zum Ring die Fassung schweigt,
Erlöst vom süffisanten Lächeln.

Regattaanlage & das eintausendsechshundertneunte Gedicht

Olympia Regattanlage bei Feldmoching

Das Scheit

... ist erkennbar nur Teil,
Aber dennoch massiv,
War mal Pascha in einem Verband,
Dankt die Trennung dem Beil,
Floh dem Co-Daseinsmief -
Umso rascher wird es nun verbrannt.

Kultiviertes Wohnen & das eintausendfünfhundertachtundsechzigste Gedicht

Seiteneingang zur Borstei München

Der Wohltäter (aus "Aufgestaut")

Ich ermittle, vermittle citynahe Objekte
Für ein altengerechtes Wohnen -
Sprich: Ich platziere Noch-nicht-von-der-Erde-Bedeckte
In unsere Fußgängerzonen.
Denn denen ist die Ebenerdigkeit
Wie ein Beet im Garten Eden!
Denen blüht die Zweite-Frühlingszeit
In unrentablen Läden,
Deren "Sorry, wir schließen!"-Schild wir gern verschmerzen
Für barrierefrei-glückliche Best-Ager-Herzen!

Doch noch stellt sich gegen den Einzug der Alten:
Die sinnlose Masse der Kleinkrämerläden!
Wo jeder sich fragt: "Wie könn'n die sich da halten!?" -
Die macht Tradition egoistisch und zäh, denn
Ej, was legitimiert hier bei strenger Betrachtung
Die Meisterhandwürste aus eigener Schlachtung?!
"Da werde ich immer mit Namen begrüßt!" -
Und mit Charme wird die arg kleine Auswahl versüßt.
Nur: Der Shop um die Ecke ersetzt dort kein Bett -
Und wozu gibt's eig’ntlich das Internet?!
So sperrt sich stur der Einzelhandel
Gegen der Gemeinschaft Wandel!

Doch nie sammeln sich Wartende vor einem Laden -
Nur vorm Postamt, die Online-Retouren-Nomaden,
Die reihen sich täglich, Paket an Paket,
Als sichtbarer Trend, der auch künftig besteht!
Mir als Kaufmann gebührt es nicht, das zu verdammen -
Ich zähle da nur eins und eins mir zusammen
Und gelange recht schnell an die erste Million!
(Wohl zum ersten Mal, dass diese Läden sich loh'n.)
Statt Buchhändler, Feinkost- und Weinmost-Anbieter
Verdien'n unsre Straßen solventere Mieter!

Noch räkeln sich dort Bussi-Bussi-Boutiquen,
Doch muss man nicht erst deren Kontostand leaken,
Um als Fazit zu ziehen: Das geht sich nicht aus!
Wenn ein Gläubiger anklopft, muss eh alles raus!
Denen hängt schon die Schuldenlast modrig im Nacken -
Von mir kommt das Angebot, schneller zu packen!

Ich mein’, es gibt Dinge, die ich für gemein halt' und schlecht -
Doch dies ist nur ungemein altengerecht!?

Wauwaubau & das eintausendfünfhundertneunundfünfzigste Gedicht

Bunte Hundekottüten gesehen in Essen-Überruhr

Die Steiger und das Steigern

Ich weigere mich couragiert!
Wenn jeder Bürger Steiger wird
Rückt bald der Ruf, den dies einst hatte
Auf Stufe »Mir doch superlatte!«
Scheint auch ein Steig zuweilen klein
Du steigerst dich da in was rein!
Denn hat es je wen int’ressiert
Ob der Herr Ober Oberst wird?
Der Maier wär’ maist lieber Mai
Der Bayer beißt sich mit good bye
Die Praia preist den Hermann Prey
Der Geier Geist bleibt gerne gay
Oh nein, das Heil vom Trottoir
Liegt sicher nicht im Kompara-
Tiv, da liegste schief, mein Jung’!
Das kommt von der Versteigerung
Und zeigt, wie weit man abgeirrt
Wenn jeder Bürger Steiger wird!

Neustadt Arena & das eintausendfünfhundertsechsundzwanzigste Gedicht

Tribüne am Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt in Neustadt (Dosse)

Der Profiteur

Ich schmeiß 'ne Fete
Mit der Knete
Fetter Konjunkturpakete!
Knete meine Händ' und bete,
Dass sie reicht für eene zweete!

Zürich-West & das eintausendfünfhundertvierte Gedicht

An den Viaduktbögen in Zürich-West

Vom Suchen und Finden der Geltung

Mit dem Reichtum wächst auch die Bedeutung.

Vielleicht hat man‘s dich anders gelehrt?
So wappne dich für die Enttäuschung:
Es zählt nur der zählbare Wert.

Etwas leichtfertig hast du den Schmeichlern geglaubt,
Dein Kühnheitsdrang hielt‘ sie gebannt.
Allein das aus Reichtum sich reckende Haupt
Wird uneingeschränkt anerkannt.

Es bedeutet ein Haus, wenn‘s ein Anwesen ist,
Es bedeutet der, der darin wohnt.
Der Grund, dass man dich da grad treudoofer misst:
Man gönnt sich, dass das gar nicht lohnt.

Erzähl ihn‘n die rührenden Aufsteigerstories -
Doch beginne sie stets gut betucht!
Klar, findet man kurz, dass Herr Außenvor boah! is -
Aber einer wie du wird gesucht.

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