Feuer

Verse für die Choleriker, denen man Feuer, Sommer, Mittag und die Adoleszenz zuordnet.
Die appellativen und derben Gedichte.
Vom Schmägedicht bis zur Gossenlyrik. Auch mit einem Gedicht von Julia Engelmann, von mir selbst geschrieben.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Wasser entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Nymphenburger Kanal & das achthundertzweite Gedicht

Eis auf dem Nymphenburger Kanal

Zuvor aber

Schenkst du mir noch was Zeit, gib nie mehr als zwölf Stunden
je à drei Minuten wie Box'n'Stop-Runden
Für mehr fehlt mir die Übersicht

Dann spul' ich ab mein Antrainiertes
stetig in die Welt Verirrtes
Der Drang nach mehr berührt mich nicht

Hab' geschenkten Tagen nie ins Maul geschaut
Was hätt' es zu sehen gegeben?
Mir schien das Gewonn'ne stets vorverdaut
Es gibt zu viel Gutes im besseren Leben

Wir haben das Gestern nicht halten können
Was gölte es nun, dieses Jetzt zu bewahren?
Dem Fremdeln und sich eine Auszeit zu gönnen
scheint fast das Geringste nach so langen Jahren

Nur, dass ich jetzt auf See erblinde
ist ein Wortwitz, den so wirklich niemand hier braucht!
An Bord war ich Sir Helmut Schmidt
hielt den Blicken der Kinder stand: "Guck mal, der raucht ...!"

Und nun plitscht es und platscht es
durchnässt mir die Planken
zerrt beidseits zur Reling
in rhythmischem Wanken
von Zwischenhochs und Niederlagen
da mir die letzten Stündleins schlagen

Das Leben, wenn man sauber misst
doch früh schon überschaubar ist
Nur: Werd' ich es kläglich verreckend beenden
oder neckisch ein "Folks, bin in Sehnot!" versenden?

Nichts Genaues weiß man nicht
Bei Seegang. Ohne Augenlicht

Hey,
wir sind nicht auf See, Kerlchen – das sind die Berge!

Du mummelst hier rum, summst um Abgang und Särge
und kredenzt die erbärmlichste Unform von Blindheit
– bitte nicht zu erklär'n via Schwierige Kindheit!

Dein selbstausgebrütet-behütetes Leiden
sich brunftig am eigenen Unheil zu weiden
ist lebensmüder, trüber Stuss!

Denn Zeit, die bleibt, ist Überfluss
Ob ein Tag, ob ein Jahr – ist doch letztendlich schnurz
Wenn du jetzt nicht beginnst, ist sie immer zu kurz

Und dein ewiges Plan-Schmieden macht es nur schlimmer
Drum hau rein – und mach schnell
Heute. Morgen. Und immer

Schwanthaler Höhe & das siebenhundertneunundneunzigste Gedicht

U-Bahnhof Schwanthaler Höhe

Trotzkissimo

Ich mag eure hölzernen Lieder nicht singen
Werd mich aus der Gruppengemütlichkeit zwingen
Die mit scharfen Prinzipien im Wildwuchse mäht
Für ein neues Jahrhundert der Frigidität

Ein Zweck, der das Verbiestern heiligt
Ist aus seinen reichen Ideen entführt
Ich bleibe gerne unbeteiligt
Wenn spätere Zeit eure Maßstäbe kürt

Isaruferweg & das siebenhundertsechsundneunzigste Gedicht

Isaruferweg

Wishlist für das Totenspalier (Meine Mander)

Hier kommt meine Wishlist fürs Totenspalier
zu den Recken der Family wünsche ich mir:

Zunächst Tom Waits und Thomas Bernhard
Marlene Dietrich, Robert Gernhardt
Rivers Cuomo und Billy Bragg, Harry Belafonte
Orson Welles und Friedrich von (wie man ahnen konnte)

Falls noch Platz im Kirchlein ist:
'nen Comedian Harmonist
und dann können gleich daneben
auch The Cure ein Ständchen geben

Das hört sich dann leicht neidisch an:
Der Kaiser Maximilian

Maximilian I. von Habsburg hat für sein Grabmal 40 überlebensgroße Bronzefiguren in Auftrag gegeben, von denen 28 den – leeren – Sarg in der Innsbrucker Hofkirche eskortieren. Diese "Schwarzen Mander" stellen Familienmitglieder sowie von Maximilian auserwählte Persönlichkeiten dar.

RWE & das siebenhundertvierundneunzigste Gedicht

RWE Turm

Neue Sorgfalt

Ich grüße dich, biographielose Jugend!
(Und verzichte drauf, hierfür auch Snapchat zu nutzen)
Ihr fühlt Metropole aus Freude an Fugen
Und erreimt euch die Freiheit im dreckigen Dutzend
Ihr schleicht euch aus allem als User davon
Und ihr urteilt notorisch: "Empörend!"
Ihr generiert Content (oft nicht sehr gekonnt)
Und könnt diesen Gruß gar nicht hören

Randplätze & das siebenhunderteinundneunzigste Gedicht

Tischtennisplatten am alten Nordfriedhof

Immer nur Schnee!

In dem munteren Spiel der Flocken
Verbarg sich mancher Zwischenraum
Und blieb noch bis zum Morgen trocken!
Bemerkenswert. Aber bemerkt es wer? Kaum.

Maßmannpark & das siebenhundertneunzigste Gedicht

Rodel im Maßmannpark

Die göttliche Gabe (Auf dem zweiten Blick)

Schlittenreiter
Glitten heiter
Mitten weidlich zugeschneiter
Kleinsterhebungspotpourris

"Kleinsterhebungspotpourris?!"

Ja, ich weiß jetzt grad nicht, wie's
Besser sich in Worte zwänge
Um nicht so banal wie Hänge ...!?

"Ach, egal - sprich bitte weiter!"

Wie ich sagte: Schlittenreiter ...
(Ich litt Zweifel wie kein Zweiter)
... Schlittenreiter
Glitten heiter
Mitten weidlich zugeschneiter
Kleinsterhebungspotpourris

"Gott, so dichten die Genies!"

Rückfall & das siebenhundertneunundachtzigste Gedicht

Schneefall am alten Nordfriedhof

Kosename "Sisyphos"

Denke der vertanen Tage!

Rück die Welt ins Off und wage
Dich ins Loch der letzten Pläne!

Zeig dem Blendwerk deine Zähne

Und drück dein Rückgrat zauderfrei
Durch Drang-nach-Taten-Zauberei!

Es wird bis zum Abend zwar nicht viel passier'n
Doch du bist ja bestens gewohnt zu verlier'n

Als Fazit steht im Wochenplaner
"Ein guter Tag, doch ein vertaner ..."

Tempodrom & das siebenhundertachtundachtzigste Gedicht

Tempodrom

Der Eleve

Ich schob den Rock ihr sanft nach oben ...
Doch die Textilie blieb nicht droben
Ich zog an ihrem Slip dadrunter ...
Der fiel an ihren Beinen runter
Ich schob den Rock noch mal nach oben
Denn was misslingt, das muss man proben

Überbleibsel & das siebenhundertfünfundachtzigste Gedicht

Am Eisbach

Herbstzeit

Nun wird's Herbst – Zeit des Verfalles
Hältst du durch, Bursch, erbst du alles!

Am Elefantentor & das siebenhundertvierundachtzigste Gedicht

Am Elefantentor Berlin

Nach den wilden Zeiten (Wild Cats' Kids)

"Mein Großvater war ja ein Säbelzahntiger"
Hat stets meines Großvaters Vater gesagt
"Okay, wenn das stimmt, schlägt davon nichts mehr durch"
Hat niemand ihm je zu entgegnen gewagt

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