Alter, Tod & Abschied

Gedichte über das Älterwerden, den Lebensabend, Krankheiten. Und den Tod.

Keinfoto & das eintausendsiebenhundertachtundsechzigste Gedicht

Im Obstgarten von Schloss Schleisheim

Ausgemistet

Dass oft besuchte Plätze nun
Für andre Leute gelten,
Dass deine Daseins dun-
Kel sich vereinen auf ein Selten,
In dem sich Rückkehr unerfüllt
Als leer gestreckter Leib enthüllt -

Dies alles macht dir jäh bewusst:
Im Fazit überwiegt Verlust.

Schleißfontäne & das eintausendsiebenhundertsechsundsechzigste Gedicht

Fontäne im Hofgarten von Schloss Schleisheim

Unterm Kärcher

Es tilgt der harte Kärcherstrahl
Den Gilb vom Annodazumal,
Es rupft hervor der rüde Sprüher
Den neugebor‘nen Schlupf vom Früher.
Er schwemmt hinfort geballte Jahre
Und zerrt das Dämmern von der Bahre,
Er drillt den Neustart auf ein Jahr,
Da ich noch wilder Hoffnung war -
Eh mich des Alters Schlämme wuschen.

Ich sollt mal mit dem Kärcher duschen ...

Alte Weide & das eintausendsiebenhundertdreiundvierzigste Gedicht

Relief an der Außenfassade der Borstei

Klassentreffen

Fürs gemütliche Treffen unter alten Kollegen
Trieb die Welt uns recht weit vom Zurück.
Ein paar Bojen umdümpeln noch unser Deswegen
Für ein kurz zu sich findendes Glück.

Es tat gut, sich nach all der Zeit mal zu seh'n!
Und war das Weswegen auch nicht zu versteh'n -
Wir standen im einstgen Verständnis uns nah.
Und mit uns posierte fürs Foto ein Da.

Vogelsang & das eintausendsiebenhunderteinunddreißigste Gedicht

Schnitter's Finest - this all makes Sense

Haushaltsunfall ist ein Wort -
Strotzend vor Ergiebigkeit,
Abschussorgien, Massenmord -
Effektiv beim Faktor Zeit,

Gegenknall und Aufprallschäden,
Kopfstoßwucht und Klippenstürze
Reißen an den seidnen Fäden,
Spritzen auf die Schlachterschürze.

Sport spornt an zu viel zu wagen,
Sich Verschätzen - reicher Quell,
Ziel Verfehlen - grad beim Jagen,
Stromschlag, Sturzflug, Kampfduell -

Der Tod ist wie eine Schachtel Pralinen:
Du fürchtest den Fehlgriff - doch alles schmeckt gleich.
Greifst du zu einer der Grellen von ihnen,
Wird man vor Schrecken fast ebenso bleich.

Mittersee & das eintausendsiebenhunderteinundzwanzigste Gedicht

Zugefrorenes Ufer vom Mittersee bei Ruhpolding

Wassermarsch

Es wird in deinem kurzen Leben
Noch so viel Niederlagen geben,
Dass es unstatthaft wär, so um diese zu trauern.

Dass wir schon früh in Pfützen traten,
Nützt uns allmählich beim Durchwaten
Von zur Sintflut sich zähflüssig sammelnden Schauern.

Trotz erlittener Schritte verbleibt dein Weg lang,
Doch stützt bald der Pegel des Wassers den Gang.

Ruhpolding & das eintausendsiebenhundertneunzehnte Gedicht

Gehzeiten

Wanderer, ist es schon soweit,
Dass auch deine Wanderzeit
Tatsächlich sich
Allmähehlich
Annähern will
Den von gelben Schil-
Dern prognostizierten Gehzeitminuten?
Musstest du dich dafür insgeheim sputen?
Läufst du nun gar
Manchmal Gefahr,
Sie laufend zu überbieten
Wie lausigste Sonntagslaufnieten?

Leider ist es so, dass für die Restzeit auf Erden
Auch Angeber zunehmend
Langsamer werden.

Moon over Mittenwald & das eintausendsiebenhundertelfte Gedicht

Mondaufgang an der Viererspitze des Karwendelgebirges bei Mittenwald

Memento Mori Memento

Denk es in Handschweiß, denk es in Plastik -
Weiß wohl, du denkst: Scheiß Gedankengymnastik!

Das gräuliche Vergilben
Der Computertastatur,
Der Chor der Hausstaubmilben
In Ritzen dort singt, nur
Es hapert an Verständlichkeit:
Auch digital herrscht Endlichkeit.

Denk's in Accounts-, Clouds- und Updates-Verwalten -
Weiß wohl, du denkst: Das bleibt ewig erhalten!

Herrnköpfler Krähen & das eintausendsiebenhundertdritte Gedicht

Krähen auf dem Wanderweg zur Bauernrast

Zu Lückenbüßermühen

Komm, wir arbeiten heut an der Lücke,
Die später wir hier hinterlassen!
Und wir kappen die Pfeiler der Brücke,
Wir leeren des Fährmeisters Kassen!

Wo wir einmal war'n, muss man Horizont seh'n
Als ein Suchbild bedrückender Leere,
Vor dem dann die ratlosen Nachrücker steh'n
In Lückenbeflickungsmisere.

Schlossteich Hohenburg & das eintausendsiebenhundertste Gedicht

Schilf am Schlossteich Hohenburg bei Lenggries

Die Ruhe im Frieden

Antonius Block spielt Schach mit dem Tod
Und entschließt sich dazu zu verlieren.

Auch du warte nicht auf das höchste Gebot
Und geh ungekürt,
Weil sich's nicht gebührt,
Nach machbaren Siegen zu gieren.

Ostufer & das eintausendsechshundertdreiundneunzigste Gedicht

Blick vom Jochberg auf den Walchensee

Unüberwindbar

Irgendwann bleibt für einen von uns beiden
Die Liebe als Trauer zurück.
Trotz trostloser Stunden zeigt sich dann im Leiden
Ein unüberwindbares Glück.

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