Alter, Tod & Abschied

Gedichte über das Älterwerden, den Lebensabend, Krankheiten. Und den Tod.

Energieträger & das zweitausendzweihunderteinundsechzigste Gedicht

Strommasten bei Jibacoa

Gereifter Kinderdank

Danke für die manchmal nur stoisch
Gedankenabwandernd
Ab und an versandenden,
Dann rauschbelauschten Worte.
Es sind alle Kinder so minderheroisch,
Niemals zeitlich verfrüht,
Doch bald reiflich bemüht,
Um das Schmieren der ihrigen Pforte
Zurück
In das Glück
Vom noch mind'ren Bewusstsein.
Alles schlendert gen Schluss vom Gewusst in Verlust ein
Und nichts in der Welt setzt sich an jene Stelle
Dieser rüglosgenügsam verfügbaren Quelle.

Dachdeckung & das zweitausendzweihundertneunundfünfzigste Gedicht

Dachdeckung mit Königspalmenwedel bei Jibacoa

Stühle hoch, Licht aus!

Im grellen Licht heißt's Abschied nehmen
Von dem, was uns gegeben -
Lasst uns auf der Erinn'rung Schemen
Das letzte Glas noch heben!

Eisenmans Mann & das zweitausendzweihunderteinundfünfzigste Gedicht

Nicole Eisenman. What Happened im Museum Brandhorst

Weisheit, vergebens

"Nun, da ich es verstanden hab,
Bin ich so knapp vorm Gehen!",
Ruf ich hinauf aus meinem Grab.

Du wirst es nicht verstehen.

Westendstraße & das zweitausendzweihundertfünfzigste Gedicht

Gebäude der alten Augustinerbrauerei in der Westendstraße

Ermüdungsbrüche

Ich suhle und besudel mich in Ungewöhnlichkeit,
Stöhn immer etwas langgeweilt und falle aus der Zeit.

Ach, könnte ich für irgendwas
Mich zweimal interessieren!
Ach, fänd ich mal an etwas Spaß
Nach lebenslangem Gieren!

Kenn keinen Unterscheidungsgrad
Von Lebensqualitäten.
Mir ist egal, worauf ich wart -
Es kann sich nur verspäten.

In mir verschwendet, ohne Not, sich unaufhörlich Leben.
Doch wird's mich bis zu meinem Tod, sehr unbeeindruckt, geben.

Piazza Duomo & das zweitausendzweihundertachtunddreißigste Gedicht

Auf der Piazza Duomo in Trient

Scrold

Such ich im Onlineformular
Mein angetrautes Lebensjahr,
Scroll ich bis in den Keller.
Und auf dem Weg seh ich die Weiten
Frisch begonn'ner Lebenszeiten -
Die haben's sehr viel schneller!

So ist die Jugend flott bereit
Fürs unschuldige Tollen.
Derweil muss ich (nicht ohne Neid)
Noch ungeduldig scrollen.

Nettuno Hood & das zweitausendzweihunderteinunddreißigste Gedicht

Straßenzeile im winterlichen Lido di Jesolo

Abschiedsland

Die Stille des Ruhestands schweigt in den Mauern
Und zeigt aller Welt: So ein Abschied kann dauern.
Schon längst hat man uns abgeschrieben.

Ein Dunst von uns ist stets geblieben.

Flowers forever & das zweitausendzweihundertfünfundzwanzigste Gedicht

Trockenblumeninstallation in der Ausstellung "Flowers Forever" in der Kunsthalle München

Rückenschmerz

Hab Autschn! in mei'm Rücken,
Schau sauzerknautscht beim Bücken,
Die Mimik blitzelt zerrig,
Ein Blitz wird meiner herrig.

Hab Autschn! in mei'm Rücken.
Es keift beim Schwerterzücken
Ins einstige Beweglich
Der Schmerz: "Kerl, ich zersäg dich!"

Ein Stich, der meinen Körper brät,
Schreit, er sei nun Normalität!

Doch dann winkt zaghaft Besserung,
Die nach und nach bestimmt,
Dass rabiater Messerschwung
In Fuchtelei verdimmt ...

Sparkassenstraße & das zweitausendzweihundertachte Gedicht

Sparkassenstraße in der Münchner Altstadt

Olivers II

Im All der Olvivers wirst du
Der Eine für mich bleiben -
Das würde ich nach all der Zeit
Noch heute unterschreiben.

Die Schule schnürte uns die Schuh'
Und trieb uns ins Entfernen -
Des Andren Unverständlichkeit
Hieß sie uns zu erlernen.

Der Schulbus fuhr uns aus den Schwur,
Kein Jemals könnt' uns trennen.

Heut können wir uns sehen - nur
In keinem All erkennen.

Interimsschönheit & das zweitausendzweihundertsiebte Gedicht

Winterlicher Englischer Garten

Traurige Plurals

Das Verfallsdatum von Schönheit
Ist von außen nicht zu seh'n -
Und uns bleibt nur die Schlittellust
Auf längst geschmolz'nen Schneen.

Weihnachtsdorf im Kaiserhof & das zweitausendzweihundertdritte Gedicht

Weihnachtsdorf im Kaiserhof der Münchner Residenz

Alle Jahre wieder

Und wieder muss Weihnacht die Kleinsten verzücken,
Die nochmals ein Jahr gen Erwachsensein rücken,
Hernach bald schon Vater und Mutter verlieren,
Dann selbst - jüngst verstorben - die Ahnenwand zieren.

Drum fährt beim "Alle Jahre wieder"
Ringsum ein Schrecken in die Glieder.

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